In unregelmäßiger Reihenfolge erzählen hier ja German Gooner davon, wie sie zu Arsenal gekommen sind bzw. ihr erstes Spiel erlebt haben. Dieses Mal berichtet Michael von seinem ersten Spiel im Emirates. Enjoy:

Das war er also: mein erster Abend beim Arsenal FC!
Doch wie kommt man als waschechter Emsländer zu den „Gunners“?
Letztlich ist es ebenso einfach wie klassisch: Mein älterer Bruder verfällt dem
Ballgefühl von Dennis Bergkamp. Als ca. 9-jähriger Bengel stehe ich ihm natürlich
nichts nach. Tja, und dann rennen da noch die Henrys, Ljungbergs und Pires herum.
PS: Die Drehung Bergkamps vor seinem Tor gegen Newcastle habe ich bis heute
nicht kapiert.
Darüber hinaus brachte mich jener französische Stürmer zum Arsenal FC, der einst
beim AS Monaco im Schatten von Victor Ikpeba stand: Irgendwann während dieser
Zeit kehrte ein Kumpel meines Bruders mit einem Haufen Trikots aus dem
Strandurlaub zurück. Ich bekam das rote Trikot mit dem – naja, ich nenne es
trotzdem mal „Flock“ von Henry. Ich weiß bis heute nicht, aus welcher Saison das
stammt. Klar: Es war ja von Grund auf gefälscht. Das war aber egal. Stolz wie kein
Zweiter nahm ich es mit zum E-Jugendtraining.
Aber zurück ins Jahr 2017: Europaleague! Es war, wie erwartet, das Heimspiel für
den „Effzeh“. Abgesehen von den Krawallbrüdern war das zugegebenermaßen stark
von den Kölner Anhängern. Das Tor von Córdoba ließ sie dann komplett eskalieren.
Umso schöner ist es, dass Arsenal in der zweiten Halbzeit die sportliche Antwort
liefern konnte. Die Einwechslungen von Alexis Sánchez und Kolasinac waren
goldwert. Sie sorgten mit ihren Toren zum zwischenzeitlichen 1:1 und 2:1 für die
verdiente Wende.
Warum man in Halbzeit 1 gegen den Tabellenletzten der Bundesliga so tief stand,
weiß keiner. Klar ist aber auch: Wir brauchen Alexis! Fragt mal den jungen Klünter,
der nur die Rücklichter gesehen hat. Was der Chilene dort wiedermal rausgehauen
hat, ist mehr als beeindruckend. Dann gab es noch das heimliche Highlight, welches
 
gar nicht so heimlich war: das Comeback von Jack Wilshere! Ein guter Junge, ein
guter Kicker wurde herzlich empfangen. Und ja, das ist untertrieben. Man wünscht es
ihm so sehr, dass er verletzungsfrei bleibt. Mertesacker kann es übrigens immer
noch. Der kommt mit seinen Gräten überall hin. Die Aufstellung? Man entfacht beim
Publikum sicher kein Feuer, wenn man „nur“ die zweite Garde auflaufen lässt. Die
Euphorie hält sich aufgrund des Nicht-Erreichen der Champions League ohnehin in
Grenzen. Nüchtern betrachtet, geht die Rechnung bis dato auf. Insofern wurde alles
richtig gemacht. Auf Dauer kann dies aber gefährlich werden. Es freut mich jedoch,
dass die jungen Talentierten ihre Chance bekommen.
Alles in Allem war es ein grandioser Besuch im Stadion des Arsenal FC, nach dem
ich mich seit Kindertagen gesehnt hatte. Bitte mehr davon! In diesen Tagen ist Demut
angebracht, aber ich traue Arsenal in diesem Wettbewerb den großen Wurf zu.
Vielmehr hoffe ich darauf. Vielleicht finden dann ja ein paar Anhänger mehr den Weg
in die Euro-League-Oper.
Michael Keck

Beitrag bewerten

Schon Shakespeare ließ seinen Hamlet an Grundsatzfragen zweifeln: FIFA oder PES – das ist hier die Frage …

Nun, Arsenal hat da jetzt mal zur Entscheidungshilfe für Gooner beigetragen und heute eine offizielle Partnerschaft mit Konami – den Machern von Pro Evolution Soccer – verkündet. Vielleicht einen Monat zu spät, die 2018er Editionen sind ja schon auf dem Markt, aber für noch Unentschlossene sicher ein Wink, doch mal PES zu checken.

Spannend auch, daß auf dem offiziellen Bild zwar kein Alexis, aber ein Mesut Özil drauf ist. Was mag uns das sagen?

Beitrag bewerten

Und plötzlich dreht er den Spieß einfach um: Nachdem ´der Ritter in glänzender Rüstung´(?), aka Alisher Usmanov, im Mai noch versucht hatte, die Anteile am Club des zweitunbeliebtesten Amerikaners in Großbritannien für 1.3 Milliarden Dollar zu übernehmen, scheint ebendieser Amerikaner daran interessiert zu sein, die Aktien des Russen zu kaufen. Nichts könnte schlimmer sein als das, denn Usmanov ist Arsenalfan und würde, wäre er Besitzer des Clubs, investieren und uns an die Spitze Europas führen, während Kroenke als purer Geschäftsmann keinen Finger für das Wohlergehen seines – wie er es nennen würde – Franchises rührt. Oder?

Es gibt viel, das gegen Kroenke spricht. Meist ist das Erste, was man hört, die Mittelmäßigkeit seiner Teams in den USA, die auf der anderen Seite des Ozeans fast schon legendär ist. Daraus kann man schließen, dass er an sportlichem Erfolg kein Interesse hat, solange seine Investition regelmäßig Geld einbringt. Bei Arsenal war das eine Beratungsgebühr in Höhe von drei Millionen Pfund an seine Firma KSE, die er 2 x zugewiesen bekam, bis Druck von Seiten der Fans dem ein Ende bereitet hat. Worin genau diese Beratung bestand, für die eine Gebühr verlangt wurde, war nie ganz klar und selbst Ivan Gazidis hat sie eher halbherzig verteidigt. Dazu kommen die negative Bewertung der vergangenen drei Sommertransferfenster und der Verlust der Champions League und das Bild des geizigen Eigentümers ist komplett. Wenn da ein selbsterklärter Arsenalfan mit einem beachtlichen Vermögen daherkommt und genug Kritik am umstrittenen Manager und der Führung des Clubs übt, kann man die Zuneigung der Fans durchaus verstehen.

Wenn wir aber an dem einen Credo festhalten wollen, das vor allem während der kargen Jahre zwischen 2005 und 2014 immer wieder bemüht wurde, „Form Is Temporary, Class Is Permanent“, dann sollten wir einen genaueren Blick auf Alisher Usmanov werfen. Denn, wie sein enger Freund Roman Abramovic, hat er sein Vermögen in der chaotischen Zeit um die Auflösung der Sowjetunion in den 90ern gemacht und, wie Abramovic, ist er ein enger Vertrauter Vladimir Putins. Usmanov war Anfang der 80er Jahre sechs Jahre lang wegen Erpressung in Haft. Seine Zeitung „Kommersant“ war in einen Skandal involviert, der damit zu tun hatte, dass Usmanov den Herausgeber nach einem kritischen Artikel über Putin und seine Partei feuerte und daraufhin heftig von Journalisten kritisiert wurde. Außerdem drohten seine Anwälte Internetseiten und Bloggern, die eine überaus heftige Anschuldigung des ehemaligen britischen Botschafters in Usbekistan, Craig Murray, verbreiteten oder auch nur darauf verwiesen, mit Klagen. Er ist also nicht unbedingt ein angenehmer Zeitgenosse und jede seiner Investitionen als Eigentümer wäre kritisch zu betrachten, wenn wir wirklich darauf beharren wollen, dass Arsenal ein würdevoller Klub ist.

Wir können uns über Kroenke auslassen, wie wir wollen: Die wahrscheinlichste Alternative ist nicht unbedingt besser. Was dabei auch nicht vergessen werden darf, ist, dass wir seit Kroenkes Übernahme des Clubs 2011 keineswegs in einer Abwärtsspirale gefangen sind. Im Gegenteil: Drei FA-Cups in vier Jahren und Vizemeister in der Saison 2015/2016 kann sich durchaus sehen lassen. Die Frustration besteht eher darin, dass wir anscheinend keinen Ehrgeiz zeigen, die Champions League oder Premier League zu gewinnen. Begründet wird das mit fehlender Investition in den Club. Während dieses Argument durchaus seine Berechtigung hat (immerhin haben wir im Sommer lächerlicherweise einen Gewinn eingefahren), möchte ich an dieser Stelle auf die Akademie verweisen. Wenn Kroenke wirklich kein Interesse an einer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit mit den größten Vereinen Europas hätte, hätte er die Sanierung der Akademie in Hale End sicherlich nicht gebilligt. Denn Mittelmäßigkeit lässt sich durchaus halten, ohne eine der weltbesten Ausbildungsstätten für Fußballer zu bauen. Die Talente in Hale End werden nicht nur im Fußball ausgebildet. Jeder, der einen Vertrag erhält, soll seine GCSEs (also die Mittlere Reife) bestehen und tut dies, laut dem Verein, im Durchschnitt besser als von seiner Schule erwartet. Arsenal ist durchaus bewusst, dass die meisten der jungen Spieler keine Profifußballer werden und misst der akademischen Ausbildung ebenso viel Bedeutung wie der fußballerischen bei. All dies spricht für die Klasse, die Arsenal zeigt und ausmacht, und wäre absolut nicht notwendig für einen Eigentümer, der ausschließlich daran interessiert ist, mit nur der nötigsten Investition des Vereins so viel Geld aus selbigem zu ziehen wie möglich. Abgesehen davon ist es nicht ungewöhnlich, dass Eigentümer kein Eigenkapital in ihren Verein stecken. Der Anstieg in Scheichs, Ölmagnaten und ganzen Staaten, die Fußballclubs kaufen, täuscht darüber hinweg, dass der Eigentümer traditionell zuallererst Verwalter und nicht Investor ist. Dass Geld allein keinen Erfolg bringt, kann man außerdem an Manchester United sehen, die, trotz im Transfermarkt ausgegebener Unsummen, weniger Erfolg als wir seit dem Ruhestand von Sir Alex Ferguson hatten.

Natürlich wäre es mir lieber, wenn Kroenke mehr Enthusiasmus zeigen würde und wenigstens ein bisschen Geld in den Verein investieren würde, wenn Arséne Wenger nicht jede einzelne Entscheidung ohne Hilfe und Kontrollinstanz treffen würde und wenn wir in einem Transferfenster endlich mal alle unserer Probleme beheben würden und nicht nur zwei Drittel. Aber dafür möchte ich nicht in Kauf nehmen, sagen zu müssen, dass der Eigentümer meines Vereins die Pressefreiheit in seinem Land einschränkt, über halbseidene Wege an sein Vermögen gelangt ist und Vladimir Putin unterstützt.

Jojo Waack

Beitrag bewerten

Ein Abendspiel in der Europa-League. In Osteuropa. Und Vlad Dracula ..äh, Dragomir ist zum ersten Mal im Kader bei Arsenal. Passt …

Aber er sitzt natürlich auf der Bank:

Ospina, Holding, Mertesacker, Mustafi, Nelson, Elneny, Willock, Maitland-Niles, Wilshere, Walcott, Giroud

Subs: Macey, Dasilva, Gilmour, McGuane, Dragomir, Akpom, Nketiah

What a bench – aber bei der skandalösen Ansetzung des West Brom Spiels kein Wunder. Und das nächste Spiel ist ja schon Sonntag früh. Oder um mit Hasenhüttl zu sprechen ´Ein Schelm, wer Böses dabei denkt´…

 

Beitrag bewerten

Ja, heute ist auch Fußball: League Cup gegen die Doncaster Rovers (20.45 Uhr, live bei DAZN). Für die einen ist es Duplo, für die anderen … äh, egal, aber wenn wir die Europa League gewinnen wollen, müssen wir vorher auch mal den Ligapokal holen. Macht Mourinho ja auch immer so …

Es ist ja Pokal und Doncaster hatte gleich mal gefragt, ob sie mehr als 3.000 Tickets haben können. Und zack, bekommen sie 5.500 – und sie hätten auch 9.000 haben können (15% sind machbar im englischen Pokal). Fragt man sich doch, wieso es letzte Woche nicht möglich war, die Uefa zu umgehen und für entspanntere Verhältnisse zu sorgen …

Doncaster liegt im Norden in Yorshire, hat gut 100.000 Einwohner und einen Zuschauerschnitt von 6.000 – da sind 5.500 für Mittwochabend schon nicht schlecht. Aktuell spielen die Rovers in der dritten Liga (League 1) und dort auch eher schlecht als recht. Als größter Vereinserfolg steht die Drittligameisterschaft 2013 zu Buche – die Frauenabteilung (Doncaster Rovers Belles) ist da deutlich erfolgreicher: 2 x Meister, 6 x FA Cup – die waren in den 1990ern die Toptruppe im Frauenfußball, bevor die Arsenal Ladies danach jahrelang alles an die Wand gespielt haben.

Einmal bislang hat Doncaster gegen Arsenal gewonnen – das war allerdings 1902 in der damaligen zweiten Liga. Nach 1903 gab es nur Begegnungen im Ligapokal: 1953 4-0, 1987 ein 3-0 und 1-0 und 2005 ein 2-2.

Letzteres war ziemlich bemerkenswert: zum einen fand es quasi im Anschluß an das auf ewig beste Fußballspiel aller Zeiten statt und zum anderen hatte Arsenal damals sehr viel Glück – der Ausgleich zum 2-2 durch Gilberto fiel erst in der 120. Minute, und da in der Nachspielzeit. Dusel ohne Ende. Das Elferschiessen wurde dann dank Almunia 3-1 gewonnen.

Damals war das Spiel in Doncaster, heute im Emirates. Voll wird´s nicht, trotz Ticketpreisen von 10 und 20 Pfund. Im Upper Tier ist ziemlich viel Luft, aber das sieht man ja nicht im TV (aber immerhin: 35-40.000 werden es auf jeden Fall und das ist immer noch deutlich mehr als die 23.000, die die Spuds gestern hatten). Vielleicht lassen sich die Anwesenden ja wieder ein wenig anstecken von spaßhabenden Auswärtsfans wie eben letzten Donnerstag.

Trainer bei Doncaster ist übrigens der Sohn von Alex Ferguson (Darren). Dem wurde mal ne größere Karriere vorhergesagt, wird aber wohl vorläufig nichts. Und heute sollte sich da ja wohl nichts dran ändern.

Wir spielen wieder mit einer B-Elf, Wilshere und Chambers starten auf jeden Fall, womit unsere Elf evtl so aussieht:

Ospina / Chambers, Mertesacker, Holding / Maitland-Niles, Elneny, Wilshere, Willock / Nelson, Giroud, Walcott

Wird hoffentlich ein unterhaltsamer Kick. Viel Spaß dabei!

Arsenal survived a Carling Cup scare after Gilberto’s last-gasp goal forced a penalty shootout against Doncaster, which the Gunners won 3-1.

Rovers took a fourth-minute lead when Michael McIndoe squeezed the ball home but Quincy Owusu-Abeyie’s deflected shot forced extra-time.

In the 104th minute Paul Green put Rovers ahead but Gilberto tucked in Emmanuel Eboue’s cross at the death.

That set up spot-kicks, with Manuel Almunia the star as the Gunners won it.

 

  • Arsenal boss Arsene Wenger:
    „We showed a good Arsenal spirit and fought until the last seconds of the game and were rewarded.
    „I am very pleased with the spirit of the team and I feel at Newcastle, against Chelsea and tonight we have showed that great spirit.„The team is back on track and the team is ready to do well again.“


    Doncaster: Budtz, Fenton, Foster, Stephen Roberts, McDaid, Coppinger (Neil Roberts 102), Thornton (Green 85), Ravenhill, McIndoe, Guy (Oji 115), Heffernan.
    Subs Not Used: Fortune-West, Nielsen.

    Booked: Fenton, Ravenhill, McDaid.

    Goals: McIndoe 4, Green 104.

    Arsenal: Almunia, Eboue, Senderos, Djourou, Cygan, Hleb, Song Billong, Silva, Owusu-Abeyie (Larsson 78), Van Persie (Bendtner 33), Lupoli (Gilbert 106).

    Subs Not Used: Poom, Muamba.

    Booked: Cygan, Djourou.

    Goals: Owusu-Abeyie 63, Silva 120.

    Attendance: 10,006

    Referee: P Dowd (Staffordshire).

  • BBC, 21.12.2005

(ach ja, welches Spiel ist eigentlich gemeint mit dem besten und so: St. Pauli gegen Hertha. 4-3. Nach Verlängerung. Im Pokal. Mehr geht und ging sportlich wie emotional nicht. Aber das war doch klar, oder?)

 

 

Beitrag bewerten

Eins muss man den Kölnern ja lassen: Sich den rot-weißen Schal so zu binden, dass die Farben zwar sofort ins Auge stechen, das Wappen aber unter der Jacke versteckt bleibt, ist ziemlich clever. Komplett ohne jegliche Ahnung von den Grundregeln der englischen Fußballstadien anzureisen, jedoch weniger. Selbst wenn ein Auswärtsspiel in London beim besten Club der Welt für die meisten FC-Fans wahrscheinlich ein einmaliges Erlebnis ist, das man nicht verpassen möchte, sollte es nicht zu viel verlangt sein, ohne Ticket draußen zu bleiben und Stewards und Tore in Ruhe zu lassen. Arsenal hätte auf jeden Fall mehr Tickets freigeben können (wenn auch keine 20 000), vor allem, da klar war, dass das Stadion nicht voll werden würde. Dieser Fehler entschuldigt aber weder Gewalt gegen Menschen (obwohl das ganz ausdrücklich nur eine Minderheit war und alle Kölner, die ich gesehen habe, äußerst umgänglich waren) noch pseudo-journalistische Artikel in deutschen und englischen Zeitungen über den Verfall der Fankultur auf der jeweils anderen Seite des Kanals.

Dass das Spiel dank der Auswärtsfans um eine Stunde verschoben wurde und 45 Minuten lang niemand ins Stadion hinein- oder aus dem Stadion herausgelassen wurde, ist wahrscheinlich das Ärgerlichste an diesem ganzen Abend für die meisten Arsenalfans, vor allem für diejenigen, die einen langen Heimweg haben, am nächsten Tag arbeiten müssen und deswegen trotz gekaufter Karte nicht zum Spiel gehen konnten beziehungsweise ungewöhnlich früh (selbst für Emirates-Verhältnisse) das Stadion verlassen mussten.

Trotzdem war der home support – bis auf die letzten 20 Minuten der ersten Hälfte – den Kölnern oft genug mehr als gewachsen, jedenfalls von meinem Platz aus (ich habe gehört, dass das im Fernsehen nicht so rüberkam). Das Gleiche könnte man auch von der Mannschaft behaupten: Abgesehen von dieser unfassbar dämlichen Verkettung von Unfähigkeit und unglücklichen Umständen von gut zwei Dritteln des Teams, die zu Kölns Tor führte, hatten sie kaum Chancen. Arsenal in der ersten Hälfte aber auch nicht.

Ich werde mit der Dreierkette nicht wirklich warm, vor allem nicht gegen schwächere Teams. Das Fehlen des zusätzlichen Mittelfeldspielers bedeutet einen Verlust in der Ballbewegung, die Wenger sonst immer ausgezeichnet hat. Auch, wenn ein anderer Trainer das vielleicht auch mit einer Dreierkette schaffen würde, sehe ich das bei Wenger nicht kommen. Wenn dann Alex Iwobi gegen 10 Mann hinterm Ball komplett untergeht und weder mit Pässen noch Dribblings auch nur den entferntesten Schimmer eines Lichtes sieht, ist klar, daß das in der Vorwärtsbewegung nichts wird.

Dass wir nach der Umstellung auf die Viererkette sofort besser aussahen, war dann keine Überraschung. Und spätestens mit diesem zuckersüßen linken Fuß von Kolasinac war das Emirates wieder auf den Beinen (nein, nicht buchstäblich – leider). Alexis’ unglaubliches Tor beendete dann die Hoffnungen der Kölner auf ein Europapokalmärchen (wir sollten den übrigens gar nicht ausrichten, sondern nach UEFA-Koeffizient bestimmen, wer gewinnt) und Hector setzte dann das i-Tüpfelchen auf eine gute zweite Halbzeit.

An dieser Stelle möchte ich auch noch mal Maitland-Niles’ Leistung im Mittelfeld (nicht auf dem linken Flügel, da war er als Rechtsfüßer nicht besonders gut aufgehoben) hervorheben, die er beinahe mit einem Tor gekrönt hätte und die ganz offensichtliche Liebe der Fans zu Jack Wilshere, der trotz eher durchschnittlichen 20 Minuten für jede einzelne Aktion mit Applaus und Gesängen bedacht wurde. Ach ja, und props an Timo Horn, der sich erfolgreich in das Goldene Buch der Torhüter, die im Emirates nach anfänglich lethargischen Abstößen plötzlich magischerweise zum Balljungen sprinten können, eintragen konnte. Das ist wohl die Magie des Europapokals.

Beitrag bewerten

Just what the doctor ordered – Arsenal hatte mit Bournemouth offensichtlich den richtigen Aufbaugegner, hat Selbstvertrauen getankt und ist hoffentlich wieder in der Spur – wie genau, sehen wir dann wohl am Sonntag …

Aber erstmal gibt es noch ein spannendes Intermezzo: Europa League. Gegen den 1. FC Köln. Geil. Endlich mal wieder coole Gegner …

Den Wettbewerb haben beide Vereine schon lange nicht mehr gesehen: Arsenal zuletzt 2000 – nachdem sie von der CL in den UEFA-Cup (so hieß es damals) runter sind, haben sie das Endspiel erreicht, dieses aber nach Elferschiessen gegen Galatasaray verloren (grausam schlechtes Spiel …). Köln hingegen war schon seit 1992 nicht mehr dabei (und auch sonst nicht international unterwegs) – da sind sie in der ersten Runde mit 2-0/0-3 gegen Celtic ausgeschieden und wurde in der Liga 13. damals (Arsenal war gar nicht international dabei und wurde 10. in der Liga). Für beide Vereine also quasi Neuland.

Beide haben in diesem Wettbewerb aber schon einmal gegeneinander gespielt (damals noch Fairs Cup): 1970/71 traf Arsenal als Titelverteidiger im Viertelfinale auf den FC und ist mit 2-1/0-1 sogar ausgeschieden. Köln hat dann im Halbfinale gegen Juventus verloren, die wiederum das Endspiel gegen Leeds United verloren haben. Das waren noch Zeiten … (Bayern ist da z.B. auch im Viertelfinale gescheitert – an Liverpool). Ein Jahr später hat so´n Verein mit nem Hahn als Logo das Ding gewonnen … grrr, schnell schütteln …

2017 – eine neue Liga ist wie ein neues Leben? oder wie? manche bedauern ja, daß wir nicht mehr in der CL dabei sind, andere (ich auch) finden es auch mal ziemlich erfrischend, daß man mal nicht bei dem Operettenscheiß dabei ist. Endlich mal nicht dieses Kacklied vorm Anpfiff hören – allerdings sieht man das in London eher nicht so. Selten war auf Fanseite das Interesse an einem Spiel so gering wie jetzt für Köln (mal abgesehen vom Ligapokalspiel gegen Doncaster nächste Woche) – die Stimmungslage bei Arsenal ist ja eh ziemlich mies und die EL wird ja per se in England so was von gar nicht ernst genommen. Und dann auch noch donnerstags … noch nie habe ich so viele Tickets im Angebot gesehen auf der Ticket Exchange (das Spiel ist ja in der Dauerkarte inkludiert) – und dabei kosten die Karten nur 15 Pfund …

Und da kommen jetzt die Kölner, für die das Spiel wie Weihnachten, Kindergeburtstag und WM-Endspiel in einem ist – bis zu 10.000 Leute wollen rüberfahren und die Fanparty ihres Lebens feiern. Sollte recht lebendig werden in Islington …

Absolute Leidenschaft trifft auf momentane Bocklosigkeit sozusagen – und offiziell haben von den Kölnern nur 3.000 ein Ticket. Der Rest versucht kreativ zu sein oder aber gibt einfach viel Geld aus und, wie gesagt, das Verkaufsangebot könnte die Nachfrage klar befriedigen – allerdings gibt es in England generell normal keine Auswärtsfans in Heimbereichen und Arsenal hat das Spiel auch schnell auf ´ausverkauft´ gestellt, als sie der Nachfrage gewahr wurden. Auch jetzt noch sind ganze Blöcke oberhalb des Away Ends geblockt, was nahelegen könnte, daß da kurzfristig Kölnern noch zu Karten verholfen wird. Könnte nicht unlogisch sein, denn wo soll man ggf. mit den ganzen hochgradig animierten Kölnern hin? in die meisten Pubs kommen sie nicht rein und die anderen sind schnell voll (so was ähnliches gab es schon mal 2001 gegen Dortmund, da kannte in England noch niemand die Majas). We shall see ..

Es ist auf jeden Fall Leben in der Bude und Köln wird einen Wahnsinnssupport haben – mal gucken, ob die bei solchen Spielen gerne ziemlich lethargischen Gooner sich von der Stimmung anstecken lassen. Und nicht nur dadurch, sondern auch von einem richtig engagiertem Auftritt unserer Truppe. Man werde den Wettbewerb ernst nehmen, sagen natürlich alle und da gut durchrotiert wird (Sonntag geht´s zu Chelsea), kommen Leute an den Start, die dringend ein Ausrufezeichen setzen wollen sollten – Hattrick Alexis oder Giroud oder Walcott anyone?

Shut the Clock End up and let the North Bank dance ..

mit diesem Team vielleicht:

Ospina / Mertesacker, Holding, Chambers / Iwobi, Wilshere, Elneny, Maitland-Niles / Alexis, Giroud, Walcott

(und Reiss Nelson setzt nach seiner Einwechslung in der 84. noch entspannt einen drauf ..)

Leute, das sollte ein geiler Abend werden. Köln wird sich gut reinhauen für seine Leute, aber Arsenal wird hoffentlich in der Lage sein zu zeigen, was Sache ist. Viel Spaß!

UP THE GUNNERS!

 

Beitrag bewerten

Meine Geschichte beginnt in einem Zelt in der niederländischen Provinz. Der 12-jährige Jojo, damals überzeugt davon, dass Fußball langweilig ist, nimmt ein grünes, ein bisschen zerfleddertes Buch aus der Tasche, das er sich vorsorglich (denn Urlaub in der niederländischen Provinz verlangt nach vielen, vielen Büchern) von den Eltern eines Freundes ausgeliehen hatte. Dieses Buch trug den Namen “Ballfieber”, im Original: Fever Pitch. Er verschlang es und es verschlang ihn, denn hier eröffnete sich eine neue Welt: Eine Welt, in der Lebensabschnitte in Fußballspielen gemessen werden, in der Depressionen durch einen Halbfinalsieg im Littlewoods-Cup (nicht im FA-Cup, nein, im Littlewoods) gegen Tottenham verschwinden und in der ein Mann Mitte 30, mit ausgestreckten Armen ein Flugzeug nachahmend, seine Straße hinunter in Richtung Highbury rennt, weil Michael Thomas auf 2-0 erhöht hat. Ich war begeistert von diesem Club, wollte unbedingt diese einmalige Atmosphäre im Highbury erleben (dass es das zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr gab, war mir natürlich nicht klar) und hatte ein vages Gefühl der Zugehörigkeit zu den Gunners, aber wirklicher Fan wurde ich erst 2013: Arsenal spielte gegen Bayern in der Champions League. Ich war natürlich für Arsenal, mein bester Freund für Bayern. Arsenal verlor (wobei sie das Rückspiel gewannen und nur an der Auswärtstorregel scheiterten) und um mich war es geschehen. Warum genau ist mir immer noch nicht ganz klar. Vielleicht war es die Möglichkeit, anders zu sein oder ein merkwürdiges Faible dafür, sich mit den Underdogs zu identifizieren. Meine Kenntnisse um Arsenals Geschichte vom Ende von Fever Pitch bis 2013 erwarb ich mir durch schrecklich pathetische YouTube-Videos und das Durchstöbern der Wikipedia. Meine erste volle Saison war dann 2013/2014 und was für eine Saison das war: Arsenal spielte wunderschönen Fußball (Wilshere gegen Norwich) und Aaron Ramsey (Fußballgott und Retter Aller Rhinos) schoss 16 Tore. Hätte er sich nicht verletzt, hätten wir die Liga gewonnen, davon bin ich überzeugt. Am Ende dieser meiner ersten Saison stand jedoch nur das Pokalfinale gegen Hull City und damit die Möglichkeit, die 10-jährige Durststrecke ohne Titel zu beenden. Nun, die Geschichte ist allgemein bekannt, ich möchte sie aber trotzdem nochmal wiederholen: Nach 10 Minuten lagen wir aufgrund einer Ecke und eines Freistoßes 0-2 gegen den Aufsteiger zurück. Santi Cazorla verwandelte in der ersten Halbzeit einen Freistoß (er würde nach dem Spiel erzählen, dass Arséne ihm gesagt habe, dass der Hull-Keeper immer ein Stückchen zu weit links stehe, woraufhin Santi den Ball in die obere rechte Ecke zauberte) und Laurent Koscielny schaffte es im Gerangel nach einer Ecke irgendwie den Ball ins Netz zu treten. Und dann in der Nachspielzeit, der 109. Minute, dieses Tor von Aaron Ramsey (Fußballgott), das Freudentränen über mein Gesicht laufen ließ und bei mir immer und immer wieder Gänsehaut erzeugt, wenn ich es sehe: Sein Alan-Sunderland-Jubel, wie ein Seestern auf dem Wembleyrasen liegend. Arséne Wenger, wie er Bacary Sagna zum Abschied die Stirn küsst. Ebendieser Arséne, wie er, von Lukas Podolski mit Sekt überschüttet, breit grinsend und komplett durchnässt über das Grün in Wembley läuft. Zu guter Letzt die Siegesparade durch Islington am Sonntag mit Tausenden von rot-weiß gekleideten Verrückten, die um den Bus schwemmen. Dass mich Arsenal seitdem nicht mehr losgelassen hat, ist wohl verständlich.

“Doch was ist jetzt mit deinem ersten Mal (mit Arsenal)?!”, höre ich dich, geschätzter Leser, frustriert rufen. Nun, als Minderjähriger ohne riesiges Budget in der mecklenburgischen Provinz (wir haben die beste Luft- und Trinkwasserqualität Deutschlands, aber keine Anbindung an den Fernverkehr der Bahn) lassen sich Arsenalspiele schwer arrangieren. Da musste ich schon darauf hoffen, dass ich irgendwann in London wohnen würde. Und, oh Fortuna!, ebendies hat sich jetzt ergeben. Dass ich zum ersten möglichen Heimspiel Karten bekommen würde, war nur eine Formalität und so kommt es, dass ich jetzt hier sitze und schreibe. Meine Fahrt vom Südosten in den Norden Londons war wie eine Reise in eine andere Welt: Sobald ich in Green Park in die Piccadilly umgestiegen war, füllte sich die Bahn langsam aber sicher mit rot-weißen, blau-gelben und sogar blau-weißen und schwarz-pinken Trikots. Irgendwann war der ganze Waggon voll mit Menschen, die sich genauso wie ich um das Team sorgten, sich auf das Spiel freuten und über Liverpool lachten. Den vielen Schals und Trikots tragenden Menschen in Richtung Emirates zu folgen, war großartig. Vor dem Stadion zu stehen und diese Massen in rot-weiß über die Treppe in Richtung der riesigen Bilder der Legenden gehen zu sehen, war umwerfend. Eine Stunde vor Anpfiff in meinem Platz, hoch über dem Rasen in den Rängen der North Bank zu sitzen, war atemberaubend. Die Torhüter wärmten sich auf, etwas, das ich noch nie gesehen hatte, denn das Fernsehen überträgt es natürlich nicht. Dann der Einmarsch der Spieler, das Applaudieren der Namen, der Anpfiff. Ich hatte nach dem Spiel gegen Liverpool schon das Schlimmste befürchtet. Doch die Bounce-Back-Maschinerie des AFC arbeitet zuverlässig und so durfte ich die Danny-Welbeck-Show inmitten der unglaublichen Organe der North Bank genießen. Die heiligen Verse – beim FA-Cup-Final-Screening in Hamburg 2015 auswendig gelernt – wie “We Love You Arsenal, We Do”, “We Are The North Bank” und “What Do We Think Of Tottenham” laut mitgrölend natürlich. Schreiend nach Welbecks charakteristisch ungeschicktem ersten Tor, seinem uncharakteristisch geschickten zweiten Tor und Lacazettes großartigem Abschluss. (Ver-)Fluchend nach der absurden Entscheidung des Linienrichters, Ecke statt Abstoß zu geben. Lachend, als Hector mit dem Hacken seinen Gegenspieler tunnelt. Und durchgehend grinsend, denn ein Traum, den ich hatte, seitdem ich dieses leicht zerfledderte grüne Buch in die Hand nahm, war in Erfüllung gegangen.

Beitrag bewerten