Einige von uns waren am Sonntag im Stadion dabei, als Arsenal die Herzen deutscher Sportreporter gebrochen hat. Hier ist Carsten´s Bericht:

North London Derbies away in N17 sind für mich eher Pflichttermine, die man wahrnimmt, weil unser Team uns braucht, sie sind meist auch nicht vergnügungssteuerpflichtig. Deren Mannschaft und Anhang sind aggressiv und hochmotiviert und das Siegen dort ist nie einfach. Ich erinnere mich ungern an zwei Besuche an deren alter Lane, die wir beide nicht gewonnen haben. Es begann damals bereits mit dem üblichen Bohei in der High Street, wo der Zugang zum away end von einigen 100 Scum-Anhängern belagert wurde, die uns mit Münzen und Dosen bewarfen und nur durch zwei Polizeiketten von weiteren Übergriffen abgehalten werden konnten.

Entsprechend waren die Bedenken von meiner Begleitung Marli „Cazorla“ und mir, ob es wohl einen sicheren Weg ins neue Stadion gibt, ohne auf deren Scum zu treffen. Zum Glück hatte auch unser „Ticketgeber“ Tom nachgedacht und traf uns zur Ticketübergabe in einer ruhigen Straße nahe Northumberland Park, von wo wir auf kurzem Weg sicher ins away end gelangten.

Die Stimmung in den Servicebereichen des away end war bei unserem Eintreffen bereits prächtig und der Krach der singing Gooners erreichte erste Höhepunkte. Im Stadion selbst stellten wir fest, dass sich unser Nachbar mit der Gestaltung seating einige Mühe gegeben hat: Die Sitzreihen waren für safe standing konzipiert und unsere travelling Gooners konnten das Spiel problemlos 90 Minuten im Stehen verfolgen.

Das Spiel begann nervös mit viel pressing im Mittelfeld und vielen Ballverlusten auf beiden Seiten. Wir hatten wohl im Vergleich zu anderen Spielen erstaunlich wenig Ballbesitz, dennoch entwickelte sich das Spiel schnell in unsere Richtung, als Höjbjerg nach einer Viertelstunde – wohl vor lauter Angst vor unseren gefürchteten Standards – das Spielgerät per Kopf in den eigenen Maschen versenkte. Nehmen wir doch gern mit. Der Rest der Halbzeit war von reichlich Spielglück für unser Team geprägt: erst ein Pfostenkopfball von Romero, bevor van de Ven sein Tor gegen uns exzessiv feierte, dass dann allerdings wegen hauchzartem Abseits nach Intervention des VAR zurückgenommen wurde. Die Stimmung in unserem Block wurde dadurch natürlich noch besser und die banter folgten („You’re always been sh*t, you’re always been shi*t, Tottenham Hotspur, you’re always been sh*t !!). Und natürlich durfte auch unsere aktuelle Umdichtung des Hits „Daydream Believer“ der Monkees auf Ante Postecoglu und seine Truppe nicht fehlen. Den Text kennt ihr … nicht ganz social media tauglich.

T’ham spielte uns weiter in die Karten: nachdem Kulusevski und Maddison in unserer Box Fallobst spielten und (zu Recht vom Ref. so entschieden) vergeblich Elfmeter forderten schnappte sich Kai den Ball, spielte einen traumhaft langen Diagonalpass auf Saka, der noch Davies wie eine Fahnenstange umspielte und ins lange Eck traf. Und es kam noch besser: Eine hervorragende Rice-Ecke nickte Kai nach 38 Minuten zum 3:0 ein. Seht euch dazu mal die shithousery von Ben White an, der vor der Ecke den Torwart der Spurs verunsicherte. Love it. Drei Tore aus vier Torschüssen und 30% (!!) Ballbesitz. Gnadenlos effizient. Waka, waka …

Danach war Halbzeit und eigentlich hätten das Spiel enden sollen, denn die zweite Halbzeit war dann das andere typical Arsenal: warum einfach gewinnen, wenn es doch sooo viele Möglichkeiten gibt, es sich selbst schwer zu machen? Nachdem Saka nach 53 Minuten die große Chance ausließ, das Spiel mit dem 0:4 endgültig zu killen, kam nach 64 Minuten Rayas Totalaussetzer, der Romero den Ball ohne Bedrängnis bei seiner Spieleröffnung auf dem Silbertablett servierte. Der ließ sich nicht zweimal bitten und erzielte das 1:3.

Danach wachte sowohl der Gegner als auch deren Anhang wieder auf und es entwickelte sich völlig unnötig zum Ende ein nerviges Spiel, in dem T’ham anrannte, ohne wirklich Chancen herauszuspielen. Richtig eng wurde es allerdings noch einmal, weil Son in der 87. Minute nach einem Foul von Rice (schön getroffen, den Davies, guckt mal im Netz …) in der Box den fälligen Elfer zum 2:3 verwandelte. T’ham drückte noch mal. Zum Glück ließ unsere starke Defensive nichts mehr zu, aber meine Nerven … Ich hatte in den 6 Minuten stoppage time ständig Angst, dass wir den sicher geglaubten Derbysieg noch verkacken und damit auch unsere Meisterschaftsträume hätten begraben können. Taten wir aber nicht. Unsere Mannschaft hat im Vergleich zur Vorsaison nochmal ein höheres Level erreicht und ist resilient genug, solche Rückschläge wie am Sonntag in der zweiten Halbzeit zu verkraften, ohne in Panik zu geraten.

Dies war mein erster Derbysieg gegen die Spurs in N17. Und es war die Sache wert, wenngleich mein kaputtes Knie nach einem langen Fußmarsch schmerzte, weil von N17 nach dem Spiel die Abgänge total verstopft waren und der Nahverkehr kaum fuhr.

Den Abend ließen Marli „Cazorla“ und ich dann im World’s End und im White Lion in der Strout Green Rd. In Finsbury Park ausklingen. Daniel kam noch mit zwei englischen Gooners dazu. Tolle Jungs, schöner Abend mit euch allen!

Bemerkenswert: Dies war das zweite Mal seit den Siegen 1988 und 1989, dass wir zweimal hintereinander bei denen das Derby gewonnen haben. Und ihr wisst alle, was dann am Ende der Saison 1989 passiert ist (danke für den Hinweis, Jens). The dream lives on!

Next stop Bournemouth, aber bitte nicht wieder so ein episches Spiel. Schont meine Nerven, Gunners, bitte!

Up the Gunners!

FOYS!

 

 

 

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Von Dominik und Daniel

Am 9. April 2024 erlebten die Mitglieder des Arsenal Germany Supporters Club (AGSC) ein Highlight der Fußballsaison: Das Heimspiel von Arsenal gegen den FC Bayern München im Emirates Stadium in London. Die Reise begann frühmorgens mit einem Flug von Eindhoven nach London Stansted. Trotz kleinerer Startschwierigkeiten beim Einchecken – ein falsches Geburtsdatum auf einem Ticket, welches laut Ryanair „sowieso niemand kontrolliert“ – war der Flug pünktlich und die Einreise mit dem Reisepass verlief reibungslos.

Vom Flughafen Stansted ging es mit dem Zug zur Liverpool Street Station und anschließend mit der U-Bahn nach Blackfriars. Ein wertvoller Tipp für zukünftige Reisen: Von der Haltestelle Liverpool Street sind es nur zwei Haltestellen bis Kings Cross, von dort erreicht man das Emirates Stadium in kürzester Zeit.

Nach einem ausgiebigen Mittagessen beim Italiener machten wir uns auf den Weg zum Stadion. Die Matchday Stadiontour, die wir mit großer Vorfreude angetreten hatten, empfanden wir allerdings nur als mittelmäßig. Zu unserer Enttäuschung sahen wir hauptsächlich die Logen und nicht die spielvorbereitenden Aktivitäten. Um 19 Uhr betraten wir pünktlich das Stadion, bereit, das Spiel zu genießen.

Das Stadion füllte sich langsam, und auf unseren Plätzen im Clock End trafen wir sowohl bekannte als auch neue Gesichter aus dem Supporters Club. Einige Mitglieder erhielten sogar den neuen Clubausweis. Die Stimmung stieg weiter, als vor dem Anpfiff die Champions-League-Hymne ertönte und im Unterrang des Clock End zahlreiche Fahnen in den Vereinsfarben geschwungen wurden. Die Fans sangen lautstark, und in der 13. Minute belohnte uns Bukayo Saka mit dem verdienten 1:0 Führungstreffer.

Doch wie aus dem Nichts gelang Serge Gnabry, dem ehemaligen Academy Spieler, der Ausgleich für Bayern in der 19. Minute. Zu allem Überfluss verwandelte Harry Kane, auch ein ehemaliger Academy-Spieler, in der 32. Minute einen Elfmeter zum 1:2. Die Stimmung sank kurzzeitig, doch Mike Arteta bewies mit der Einwechslung von Leandro Trossard ein glückliches Händchen, der zehn Minuten nach seiner Einwechslung den Ausgleich erzielte.

Das Spiel war überschattet von Kontroversen, die ich ohne Wertung wiedergebe: ein angebliches Handspiel im Strafraum von Gabriel, ein mögliches Foul von Neuer an Saka und ein Ellbogenschlag von Kane, die alle nicht geahndet wurden. Bayerns Trainer Tuchel beschwerte sich nach dem Spiel über die „unterdurchschnittliche“ Schiedsrichterleistung, lobte jedoch die gute Stimmung im Emirates – sicherlich auch, weil keine Bayernfans im Stadion waren.

Einige Bayernfans, die sich trotzdem Tickets auf dem Schwarzmarkt gesichert hatten, wurden von den Ordnern im Emirates entdeckt und prompt des Stadions verwiesen – ein schmerzhafter, aber gerechter Moment für diejenigen, die versuchten, sich unerlaubt Zutritt zu verschaffen.

Nach dem Spiel ließen wir den Abend im „Gunners Pub“ ausklingen, wo wir bei ein paar Bier mit anderen Arsenal-Supportern zusammenkamen. Ein herzlicher Dank geht an denjenigen, der uns vor den „Jäger-Bombs“ gewarnt hatte – ein Rat, der uns sicherlich einige Kopfschmerzen erspart hat.Am nächsten Tag kehrten wir mit gemischten Gefühlen nach Eindhoven zurück. Trotz des unentschiedenen Ergebnisses war die Reise nach London nicht nur wegen des Fußballs, sondern auch wegen des Zusammenhalts und der gemeinsamen Leidenschaft für Arsenal ein unvergessliches Erlebnis. Die Mitglieder des Arsenal Germany Supporters Club kehrten mit einmaligen Erinnerungen und der Zuversicht zurück, dass wir in der Lage sind, selbst gegen stärkste Gegner zu bestehen.

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Von Tilmann

Liebe fellow German Gooners, im folgenden Bericht nehme ich ( euch mit auf eine Reise zum Auswärtsspiel nach Wolverhampton:

Im traditionellen Molineux, wo man sich (wie früher in Highbury) mit Ach und Krach durch die Drehkreuze quetscht, gönnt man uns Auswärtsfans den kompletten Unterrang der Gegengerade. Eine feine Sache! Man kann uneingeschränkt sehen, ist aber nah am Geschehen. Hinter einem sitzen die besser betuchten, aber keinesfalls die Konfrontation scheuenden Wolves Supporter, nur durch (zum Glück) bruchfreie Glasscheiben getrennt in ihren Logen. Von Beginn an wurden uns Handydisplays mit Aufschriften und Bildern des deutschen Tabellenzweiten präsentiert (Kimmiiiich).

Auch die Home Supporters hinterm Tor merkten, dass in unserem Block der ein oder andere gedanklich oder sogar physisch noch in der bayrischen Landeshauptstadt war… ein Banter wie in guten alten Zeiten. Bei einem Gegentreffer wären wir wahrscheinlich komplett auseinander genommen worden. Aber dazu sollte es bekanntlicher Weise nicht kommen.

Darüber hinaus bieten sich einem in und um das Stadion ambivalente Eindrücke, an die man sich durch die Kommerzialisierung unseres geliebten Sports schon fast gewöhnt hat: Auf dem Weg durch die Innenstadt hilft man einem Schalverkäufer dabei, seinen klapprigen Wagen durch die holprigen Straßen der ehemaligen Kohlebergbaustadt zu befördern. Angekommen am Stadion wird man dann von einem  Fansfest mit Live-DJ begrüßt (wers braucht…). Zum Anpfiff versetzt einen Jeff Becks eindringliches „Hi ho silver linings“ in die Zeiten zurück, in denen die eigenen Eltern die britische Kultur kennen- und lieben gelernt haben. Die dazu präsentierte Feuershow bringt einen schnell wieder in die Neuzeit, in der ein moderner Fan mit allen Mitteln der Kunst unterhalten und ausgenommen werden will. Als auf der Anzeigetafel die Angebote aus dem Super Store eingeblendet wurden, wäre ich um ein Haar schwach geworden 😉

Der Spielverlauf ist bekannt und muss hier nicht weiter erläutert werden. Aufgrund meiner körperlichen Verfassung (nach 10 Tagen USA und Bahamas durch die erste Arbeitswoche geschleppt, am Freitag Abend einen überraschend emotionalen Heimsieg der Eintracht feiern dürfen, weshalb vor dem Abflug nach Birmingham um 8 Uhr morgens nicht geschlafen wurde), sehnte ich den Schlusspfiff so ab der 60. Minute herbei.

Natürlich lag das auch an unserer knappen Führung, die zwar nicht wirklich wackelte, aber man kennt es ja… genau wegen dieser körperlich und seelischen Erschöpftheit hatte ich jedoch Verständnis für unsere Spieler – ok, ein Flug von München nach London ist nicht zu vergleichen mit einer Überfahrt des Golfstroms auf einem 12m Boot 😉 Und bestimmt hatten die Jungs mehr Schlaf und Stimme als ich nach Freitag Abend – aber man konnte schon sehr gut erkennen, dass wir uns in der Schlussphase einer intensiven Saison befinden. Bei einem Defensivsprint unseres überragenden Captains in der Schlussphase konnte man die übersäuerten Muskelfasern förmlich bis auf die Ränge schlackern hören und ich hielt die Luft an. Ansonsten ist Declan Rice hervorzuheben, der definitiv den Unterschied zur letzten Saison ausmacht. Dann wäre da noch ein aufopferungsvoller Kai Havertz und ein junger Flügelspieler, der auf dem allerletzten Loch pfeift (und deswegen auch nicht mehr so performt) aber week in week out 90 Minuten abreißt, wohl auch weil Alternativen fehlen.

Ob es am Ende reicht, um das „arab sports washing project“ (Zitat Carsten B.) aus Manchester vom Thron zu stoßen, wird man sehen. Fest steht, wir brauchen im Sommer frisches Blut. Spieler wie Saka benötigen dringend mehr Regeneration und trotz dreier Leftbacks gibt es sowohl auf dieser Position als auch im Sturm Handlungsbedarf.

Abschließen möchte ich meinen Bericht mit den Eindrücken aus dem Zug Richtung Birmingham nach dem Spiel. Diese könnte man sich nicht britischer ausdenken. Am Gleis einige Jungs aus meinem Block wiedergetroffen, zusammen in einen Wagen gestolpert, in dem über 2 Viererplätze bereits eine Familie verteilt war. Mutter und Tante (braun gebrannt, Wasserstoff blonde Haare und cheeky as f*ck). Die beiden Männer, Billy Bright (football factory) Verschnitte, aber tiefenentspannt dem jüngsten Sprössling (max 10 Jahre alt) dabei zusehend, wie dieser einen Arsenal Chant nach dem anderen anstimmt. Unbeteiligte, die es natürlich auch im Abteil gibt, blicken erschrocken auf das sich ihnen bietenden Szenario. Seinen Höhepunkt findet das Ganze als der mittlerweile etwas heiser gewordene Bub seiner Mutter die Cider Dose aus der Hand nimmt, sich einen ordentlichen Schluck gönnt und mit voller Inbrunst aus geölter Kehle die zwei Worte des Abends grölt: Trossard again!

Danke an meine wunderbare Familie, die mich an solchen Wochenenden auf die Menschheit loslässt, an Carsten B., der mit Tom Samuels den wohl wichtigsten Mann in Sachen Tickets für unseren SC gewinnen konnte und natürlich an unsere Community, die mittlerweile genau so bunt ist wie 24 Stunden in den Midlands!

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