„Boring, Boring Chelsea!“ tönte es durchs Emirates, mit gutem Grund: Chelsea hatte mal wieder ab der 60. Minute das Spiel getötet und sich geweigert mit mehr als 2 Spielern den Strafraum zu verlassen, so wie sie es seit dem 3-5 gegen dieses kleine Team aus Essex getan haben (Happy St. Totteringsham Day!). Wo liegt also das Problem, wenn die Fans das Offensichtliche laut besingen?
Das Problem liegt darin, dass die Begleiterscheinungen des Spiels nicht besonders interessant waren. Ja, es gab mehrere strittige Elfmeterszenen, aber das kann auch nur 10 Minuten Berichterstattung füllen. Und wenn sich weder Wenger noch Mourinho zu größeren Sticheleien hinreißen lassen und Cesc‘ Rückkehr ziemlich unspektakulär verläuft, muss halt irgendwas her. Sei es ein dermaßen normales Stück „Banter“ (‚Tschuldigung) wie „Boring, Boring Chelsea“. Gefreut haben sich natürlich alle, die gerne ein wenig zurückdenken, denn Arsenal hat ja auch nicht immer schön gespielt. „1-0 to the Arsenal“ war der Gesang, der Arsenal besonders Anfang bis Mitte der 90er perfekt beschrieb: Eine geniale Abwehr (Winterburn, Bould, Adams, Dixon) und Ian Wright waren meist ausreichend für so ein Ergebnis. Gegnerische Fans waren darüber natürlich nicht erfreut und fingen an, Arsenal als langweilig zu besingen. Aber es war Arsenal egal. So wie es auch Chelsea egal sein sollte, denn sie sind Meister. Ist es ihnen aber nicht, denn ein Club, der quasi gerade mal 12 Jahre existiert, kann es sich nicht leisten ein schlechtes Image zu haben. Zu rassistischen Fans, einem rassistischen Kapitän und Schwalbenkönigen soll ja nicht auch noch der Ruf, langweilig zu spielen, kommen. Das würde sie ja dann zum unbeliebtesten Club Londons machen. Tragisch.
Apropos tragisch: 10 Jahre ohne Ligatitel, das ist tragisch! Und langweilig! Und bedauerlich! Und so weiter! Jedenfalls wenn man José Mourinho Glauben schenken möchte. Denn was kann man als Manager eines Clubs, der 50 Jahre lang keinen Titel gewonnen hat, tun, damit man auf die Titelseite kommt? Genau, mal wieder einen kleinen Hieb in Richtung Arsenal austeilen. Hat der gute Mou ja sonst noch nicht gemacht. Auch wenn ich ein Fan von Rivalitäten im Fußball bin, auch von Rivalitäten zwischen einzelnen Spielern oder Managern, sollte man dabei auf einem bestimmten Level bleiben, das Mourinho schon verlassen hat, als er Wenger als „Voyeur“ bezeichnet hat. Darauf hat Wenger dann zwar wenig höflich geantwortet („When you give success to stupid people, it makes them more stupid sometimes“), aber insgesamt hat sich AW wesentlich besser verhalten als Mourinho, der König des gut platzierten Stiches. Daran hat sich auch nichts geändert als Mourinho nach Aufenthalten in Spanien und Italien zurück an die Stamford Bridge gekommen ist („Specialist in failure“). Man kann über Wenger sagen was man will, aber er hat sich bei dem Großteil seiner Auseinandersetzungen mit anderen Managern, auch mit Mourinho und Sir Alex Ferguson, stilvoll verhalten.
Jojo