Die Kölner müssen jetzt stark sein – unser Protagonist ist den Fohlen aus M’Gladbach zugetan. Im Zuge eines UEFA-Cup-Spiels 1996 mussten eben jene im Highbury gegen Adams, Parlour, Bergkamp und Co. ran. Gefesselt von der Atmosphäre im und um das Stadion herum, verlor Uwe sein Herz an den AFC. Seine Frau sollte später auch konvertieren und im türkischen Lieblingspub der Beiden hat man derweil ebenfalls eine Arsenal-Zone eingerichtet. Trefft Uwe:
Geschrieben von Uwe Förster
Bevor es losgeht, zahl ich erst mal drei Euro ins Phrasenschwein. Der erste Besuch im Stadion ist prägend! Wenn man am linken Niederrhein geboren und aufgewachsen ist, ist die Raute im Herzen eigentlich einfach da. Aber als kleiner Bub ist man ja noch beeinflussbar – das dachte mein Vater zumindest. Immer wieder hörte ich Loblieder aus alten Schalker Tagen und glaubte das sogar. Am 01. April 1972 durfte ich die Schalker dann auch live erleben. Dummerweise (für meinen Vater) auf dem Bökelberg. Die Raute brach durch. Ja, ihr lest richtig: the days in black and white. Farbfernseher hatten wir noch nicht. So verfolgte ich die glorreichen Jahre meist am Radiogerät. Den Kinderschuhen entwachsen erlebte ich das UEFA Cupfinalheimspiel gegen Eintracht Frankfurt 1980 und das DFB Pokalfinale gegen die Bayern 1984 dann als Fanhighlight live. Schon damals wussten wir, dass auch auf der Insel Fußball gespielt wird. Kicker sei Dank. Jedoch hießen die Vereine, die man vom Namen her kannte, eher Nottingham Forrest und Liverpool.
Es wurde insbesondere international eher ruhig, was die Auftritte der Fohlen betraf und erst Mitte der 90 er Jahre gab es wieder so etwas wie Aufbruchstimmung. Der DFB Pokal wurde gewonnen. Als ich das Buch Fever Pitch las, erkannte ich mich quasi wieder. Die verlorenen Endpiele 1980, 1984 und 1992, diese unbändige Freude 1995 als ich endlich mal mit Tränen der Freude im Stadion stand. Oder die Situation, als ich eine Karte für’s Endspiel 1992 ergattert hatte, jedoch meine Frau für diesen Termin ausgezählt war. Ich habe da gesagt, ruf doch einfach in Berlin an, die freuen sich, wenn sie im Stadion so eine freudige Nachricht über Lautsprecher verkünden dürfen. Und zum Namen unseres Sohnes: der erste Torschütze der Borussia sollte der Namensgeber werden. Damals hatten wir im Sturm noch Bachirou Salou und ich erinner mich noch heute, wie meine Frau gebibbert hat. Nun ja – es endete 0:0, mein Sohn wurde 14 Tage früher geboren und heißt einfach nur Dennis. Aus heutiger Sicht betrachtet, ist die Namensgleichheit mit einem unserer Heroes ein erstes Zeichen, was noch kommen sollte. 1996 war also mein erstes internationales Jahr mit dem VfL und so reiste ich nach Rotterdam (die widerlichsten Fans der Welt) und nach London. Ich meine mich erinnern zu können, dass wir über ein Privatgelände ins Stadion gelangt sind.
Keine Zäune, kaum Polizei und die gegnerischen Fans nur durch ein paar Treppenstufen von uns getrennt. Da ich natürlich schon von Hooligans gehört hatte, war mir damals recht mulmig zumute. Um so erstaunter war ich, als wir in der Halbzeit gemeinsam mit den Arsenal-Fans Bier tranken. Die Atmosphäre war unbeschreiblich. Jede gelungene Aktion, jeder Einwurf oder Eckball wurde frenetisch bejubelt. Ich sah u.a. Seaman, Parlour, Wright und einen gewissen Dennis Bergkamp. Und meine drei Euro für’s Phrasenschwein waren wieder fällig. Highbury hatte mich gefangen! Fuck off Nottingham, fuck off Pool! Ich kam als Preuße und ging als Gooner.
2001 kaufte ich mir dann mein erstes Trikot. Wäre ich klein und grün gewesen, hätte ich nicht für mehr Verwunderung im Ort sorgen können. Wie kann denn jemand mit einem englischen Trikot rumrennen und dann auch noch ’nen Holländer hinten drauf stehen haben?
Um die Spiele usw. zu verfolgen, blieb eigentlich nur der Kicker. Dann gab es Premiere, doch Dank Ballack meist nur Chelsea. Und dann hatte auch ich das Internet entdeckt – und Arsenal Germany.
Meine Leidenschaft geht mittlerweile so weit, dass ich genauso oft in der Arroganz Arena war, wie im Borussia-Park. Im Stadion der kleinen Borussia sogar noch öfter. Selbst am Urlaubsort in der Türkei gibt es seit drei Jahren einen „Arsenal Pub“. Wenn Arsenal spielt, haben alle anderen Urlauber Pech gehabt. Keine Konferenz, keine Bundesliga. Zu Hause haben sich mittlerweile auch alle damit abgefunden, dass die Fußballwelt nicht nur schwarz-weiß-grün ist. In meiner Stammkneipe klebt ein AFC Aufkleber hinter der Theke und ich darf zu Livespielen alles in unseren Farben dekorieren.
Zum Glück ist auch ein wenig von meiner Begeisterung auf meine Frau übergesprungen – sicherlich auch der vielen netten Leute bei Arsenal Germany wegen. Nun hocke ich hier und fiebere dem Boxing Day entgegen. London wir kommen!