Arsenal´s Coming Home 4.82/5 (11)

It´s Coming Home, It´s Coming Home, It´s Coming, Arsenal´s Coming Home …

So sieht´s aus, denn heute beginnt für Arsenal die Saison 2021/22 mit dem Trainingsstart in London Colney, ihrem Trainingsgelände. LC ist übrigens kein Stadtteil von London, nein, sondern ein kleiner Ort in Hertfordshire in der Nähe von St. Albans fast direkt an der M25 (Namensursprung aus dem 16. Jh.: ´Colney on the road to London´). Wie die anderen großen Londoner Clubs hat Arsenal seine Base (zumindest für den Profikader) platzbedingt eben auch außerhalb der Stadt. Auf dem Luftbild unten habt ihr einen kleinen Überblick – wobei: die Plätze rechts oben gehören gar nicht dazu, das ist das Gelände vom Watford FC …

Von 2003-2012 war LC auch das Trainningsbase für die englische Nationalmannschaft (bis die FA ihr eigenes Camp in den Midlands fertig gebaut hatte). Wären sie noch dort, könnten die Kollegen auch direkt Bukayo Saka wiedersehen. Der ist allerdings nicht wieder zurück bei der Arbeit, sondern immer noch dabei. England hat ja noch was vor …

„Three Lions“ ist ja ein Sehnsuchtssong von 1996, geschrieben von den Lightning Seeds für die EM ´96 in England. Wunderbarer Popsong, so richtig zum Leben erweckt aber auch durch begeisternde Auftritte der englischen Elf bei der EM. Da hatten sie einen richtigen Trainer, Terry Venables, der eine Mannschaft formen und sie auch motivieren konnte. Vorher ´30 Years Of Hurt´, dann kam Berti Gareth Southgate zu Hilfe, mehr ´Hurt´ kam dazu. Und da die FA ja auch nur ein DFB ist (so to speak), haben sie damals Venables weggejagt und fortan eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen, was die Position anging. Auch monströs teure Trainer aus dem Ausland haben es nicht geregelt gekriegt, aus dem teilweise unglaublichen Spielerreservoir eine Mannschaft zu formen, die den ganzen Weg gehen kann. Da wurde zu oft nach Namen statt nach Teamnutzen aufgestellt: Beckham, Gerrard, Lampard – klar, was für Leute, müssen alle spielen. Ergebnis: heben sich ihre Qualitäten teilweise gegenseitig auf … unfassbar, war für einen drögen Fußball die mitunter gespielt haben …

Und jetzt kommt ausgerechnet DER Gareth Southgate daher, macht es ganz anders und scheinbar ziemlich richtig. Eh nie ein beliebter Spieler entspricht er sowieso nicht dem Mackerleitbild der Berufsengländer und ist zudem noch ´liberal´, ´woke´, ´a snowflake´ und ´softspoken´. Igittigitt. Nicht, dass der Fußball so viel schöner geworden wäre, nicht wirklich, aber das Team wirkt wie eine Einheit und ist, wie letztens schon hier beschrieben, mittlerweile schwer in Verlegenheit zu bringen. Das ist schon mal was. Und er gibt einen Scheiss drauf, was die Leute sagen oder die radikalen Inselmedien schreiben, sondern zieht ruhig sein Ding durch. Gut, dass hat Löw auch gemacht und ist jetzt krachend damit gescheitert, aber bei dem war das eh das Ende der Fahnenstange, während es bei Southgate der Anfang ist. Die abgespielte Ukraine war sicherlich ein dankbarer Gegner mit ihren haarsträubenden Abwehrfehlern, aber nutzen musst du sie dann doch auch erstmal und das haben sie gemacht.

Oder es ist so: seitdem sich die englische Elf zum Marxismus bekannt hat, läuft es plötzlich wie geschmiert … Hä? es gibt ja eine radikale, minderbemittelte Anzahl verwirrter Freaks, die den Kniefall vor dem Spiel ernsthaft als marxistische Geste und Kotau vor einer extremistischen Organisation deuten … völliger Quatsch, aber spannend, dass die englische Elf, anders als die UEFA, weiter ganz klar ist mit einer kleinen Geste gegen Rassismus!

Eh ist es das Halbfinale der coolen Trainer: die beiden gestern zu sehen, hatte was, dazu Southgate und der dänische Coach ist auch absolut grossartig. Eine willkommene Abkehr vom bräsigen Mackertum a la Mourinho …

Ach ja, Dänemark. Ich hätte da noch ein paar Anekdoten:

Ganz früher waren sie eigentlich immer eine kleine Fußballnation, haben sich aber mit einem Knall nach oben gespielt und sind seitdem mehr oder weniger immer oben mit dabei. Auslöser war ein Qualispiel zur EM 1984 in Wembley und, was soll ich sagen, ich war dabei. Das kam so: wir waren als Teenies zu dritt drei Wochen in London (+ Leeds) im Urlaub (das ging damals, 5 Pfund pro Nacht – fürs ganze Zimmer) – Fußball, Konzerte, Festivals, Pubs, was man so macht .. irgendwann wunderten wir uns, wieso plötzlich so viele Leute mit Winkingerhelmen u.ä. in der Stadt rumliefen. Nachgefragt, ah, Dänemark spielt in Wembley, am nächsten Tag. Wir sofort elektrisiert, nach Tickets gesucht und auch gefunden. Stehplätze, im alten Wembley, Hammer. Was für ein Erlebnis: wenn auch nicht ausverkauft, aber gut 90.000 waren da, irre laut, v.a. bei „Land Of Hope And Glory“, etwas leiser noch bei der Nationalhymne, aber danach hat man eigentlich nur noch 15.000 Dänen gehört, denn deren Team hat richtig geliefert. Wir so „Dänemark, was wollen die denn?“, aber England hatte nicht die geringste Chance und war mit dem 0-1 noch gut bedient. Standardchant damals: „What A Load Of Rubbish“ oder aber, fest ins Gedächtnis eingebrannt: Wechselgesang, sozusagen – die Dänen „DENMARK“, Replik von der anderen Seite: „SHIT“. Endlos .. Hamburger Gooner können ja Thomas mal kommentarlos ´Denmark´ zurufen … ich denke, ich weiß, was seine Antwort sein könnte …

Okay, heute bin ich definitiv für Dänemark, aber das hat nichts mit Fußball zu tun ..

In den Folgejahren hat Dänemark dann bei den Turnieren mit grandiosem Offensivfußball begeistert, in der Regel ohne Abwehr. 1992 aber klappte es auch damit und sie wurden ja zur Überraschung aller Europameister. Und gegen wen haben sie auf dem Weg dahin gespielt? genau, gegen England! es war das erste Gruppenspiel, Endergebnis 0-0. England ist ausgeschieden, Dänemark nicht und hat dann ja auch das Endspiel 2-0 gegen Deutschland gewonnen (siehe letzten Artikel, welch ein Erlebnis ..).

Einer der Torschützen war jemand, der sonst nie Tore schießt: John Jensen. Vor dem Fernseher saß damals ganz offensichtlich auch George Graham. Jensen suchte damals einen neuen Verein und Graham suchte einen Ersatz für David Rocastle, denn den hatte er ohne Not und gegen dessen Willen nach Leeds verkauft (Schlicht weil die 2 Mios auf den Tisch gelegt haben und Graham mal was anderes wollte). Ergo wurde John Jensen ratzfatz für Arsenal verpflichtet. Noch heute ´feiern´ Arsenalfans den Tag, an dem Faxe sein einziges Tor für uns erzielt hat („I was there when John Jensen scored“) – am 31.12.1994 in der schlechtesten AFC-Saison der letzten Jahrzehnte (12. PL.)…

Erschreckendes Nebendetail: Jensen hatte einen norwegischen Berater, der wiederum Graham ordentlich Bestechungsgeld dafür gegeben hat, dass er Spieler von ihm zu Arsenal bringt. Jensen war nicht der erste Spieler, den er von ihm geholt hat, aber nach dem Endspiel hat er zudem sicher noch gedacht, er hat nen richtigen Burner am Start. Kam dann etwas anders: Jensen ging nach der obigen Saison, Graham wurde mittendrin gekündigt, als die Bestechung aufflog.

Das ist dann übrigens jene Saison, von der wir sprechen, wenn es heißt, dass 2020/21 die schlechteste Saison für AFC war seit eben jener 1994/95. Damals hat Arsenal dann aufgeräumt, den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt und amtlich investiert (u.a. in Dennis Bergkamp). Und dieses Jahr?

Erste Trainingsinfo: Gabriel ist am Knie verletzt, weswegen er aus dem brasilianischen Olympia-Kader gestrichen wurde. Jetzt fährt nur noch ein Gabriel (Martinelli) nach Tokio …

So, aber erstmal wollen wir doch nochmal sehen, was Bukayo Saka außer Einhorn reiten sonst noch so alles kann. Viel Spaß!

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2 Kommentare
  1. db10
    db10 sagte:

    Wenn du da an der M25 runterfährst, kommt ein Kreisel, an dem auch London Colney ausgeschildert ist. Wenn man dann auf das Dorf zufährt, sie man rechts auch Trainingsplätze, das isses dann aber nicht, denn das ist die Anlage von Watford. Arsenal ist null ausgeschildert, hinter den Watford-Plätzen geht ein kleiner Feldweg rein und nach gut 100 Metern kommt ne Schranke mit Wachposten. Weiter käme man nicht und von dort sieht man auch nur den Parkplatz und Büros/Mediazentrum rechts und die Traningshalle geradezu. Die Plätze sind dann dahinter und nicht zugänglich. Auf unserer SC-Tour durften wir auch nur drinnen rumlaufen, zu den Plätzen konnten wir nicht (hatte aber auch heftig geregnet). Aber ich konnte sehen, was Mesut so alles im Spind hat und womit er sich die Haare wäscht … (die waren alle offen)

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