Von Tilmann
Liebe fellow German Gooners, im folgenden Bericht nehme ich ( euch mit auf eine Reise zum Auswärtsspiel nach Wolverhampton:
Im traditionellen Molineux, wo man sich (wie früher in Highbury) mit Ach und Krach durch die Drehkreuze quetscht, gönnt man uns Auswärtsfans den kompletten Unterrang der Gegengerade. Eine feine Sache! Man kann uneingeschränkt sehen, ist aber nah am Geschehen. Hinter einem sitzen die besser betuchten, aber keinesfalls die Konfrontation scheuenden Wolves Supporter, nur durch (zum Glück) bruchfreie Glasscheiben getrennt in ihren Logen. Von Beginn an wurden uns Handydisplays mit Aufschriften und Bildern des deutschen Tabellenzweiten präsentiert (Kimmiiiich).
Auch die Home Supporters hinterm Tor merkten, dass in unserem Block der ein oder andere gedanklich oder sogar physisch noch in der bayrischen Landeshauptstadt war… ein Banter wie in guten alten Zeiten. Bei einem Gegentreffer wären wir wahrscheinlich komplett auseinander genommen worden. Aber dazu sollte es bekanntlicher Weise nicht kommen.
Darüber hinaus bieten sich einem in und um das Stadion ambivalente Eindrücke, an die man sich durch die Kommerzialisierung unseres geliebten Sports schon fast gewöhnt hat: Auf dem Weg durch die Innenstadt hilft man einem Schalverkäufer dabei, seinen klapprigen Wagen durch die holprigen Straßen der ehemaligen Kohlebergbaustadt zu befördern. Angekommen am Stadion wird man dann von einem Fansfest mit Live-DJ begrüßt (wers braucht…). Zum Anpfiff versetzt einen Jeff Becks eindringliches „Hi ho silver linings“ in die Zeiten zurück, in denen die eigenen Eltern die britische Kultur kennen- und lieben gelernt haben. Die dazu präsentierte Feuershow bringt einen schnell wieder in die Neuzeit, in der ein moderner Fan mit allen Mitteln der Kunst unterhalten und ausgenommen werden will. Als auf der Anzeigetafel die Angebote aus dem Super Store eingeblendet wurden, wäre ich um ein Haar schwach geworden 😉
Der Spielverlauf ist bekannt und muss hier nicht weiter erläutert werden. Aufgrund meiner körperlichen Verfassung (nach 10 Tagen USA und Bahamas durch die erste Arbeitswoche geschleppt, am Freitag Abend einen überraschend emotionalen Heimsieg der Eintracht feiern dürfen, weshalb vor dem Abflug nach Birmingham um 8 Uhr morgens nicht geschlafen wurde), sehnte ich den Schlusspfiff so ab der 60. Minute herbei.
Natürlich lag das auch an unserer knappen Führung, die zwar nicht wirklich wackelte, aber man kennt es ja… genau wegen dieser körperlich und seelischen Erschöpftheit hatte ich jedoch Verständnis für unsere Spieler – ok, ein Flug von München nach London ist nicht zu vergleichen mit einer Überfahrt des Golfstroms auf einem 12m Boot 😉 Und bestimmt hatten die Jungs mehr Schlaf und Stimme als ich nach Freitag Abend – aber man konnte schon sehr gut erkennen, dass wir uns in der Schlussphase einer intensiven Saison befinden. Bei einem Defensivsprint unseres überragenden Captains in der Schlussphase konnte man die übersäuerten Muskelfasern förmlich bis auf die Ränge schlackern hören und ich hielt die Luft an. Ansonsten ist Declan Rice hervorzuheben, der definitiv den Unterschied zur letzten Saison ausmacht. Dann wäre da noch ein aufopferungsvoller Kai Havertz und ein junger Flügelspieler, der auf dem allerletzten Loch pfeift (und deswegen auch nicht mehr so performt) aber week in week out 90 Minuten abreißt, wohl auch weil Alternativen fehlen.
Ob es am Ende reicht, um das „arab sports washing project“ (Zitat Carsten B.) aus Manchester vom Thron zu stoßen, wird man sehen. Fest steht, wir brauchen im Sommer frisches Blut. Spieler wie Saka benötigen dringend mehr Regeneration und trotz dreier Leftbacks gibt es sowohl auf dieser Position als auch im Sturm Handlungsbedarf.
Abschließen möchte ich meinen Bericht mit den Eindrücken aus dem Zug Richtung Birmingham nach dem Spiel. Diese könnte man sich nicht britischer ausdenken. Am Gleis einige Jungs aus meinem Block wiedergetroffen, zusammen in einen Wagen gestolpert, in dem über 2 Viererplätze bereits eine Familie verteilt war. Mutter und Tante (braun gebrannt, Wasserstoff blonde Haare und cheeky as f*ck). Die beiden Männer, Billy Bright (football factory) Verschnitte, aber tiefenentspannt dem jüngsten Sprössling (max 10 Jahre alt) dabei zusehend, wie dieser einen Arsenal Chant nach dem anderen anstimmt. Unbeteiligte, die es natürlich auch im Abteil gibt, blicken erschrocken auf das sich ihnen bietenden Szenario. Seinen Höhepunkt findet das Ganze als der mittlerweile etwas heiser gewordene Bub seiner Mutter die Cider Dose aus der Hand nimmt, sich einen ordentlichen Schluck gönnt und mit voller Inbrunst aus geölter Kehle die zwei Worte des Abends grölt: Trossard again!
Danke an meine wunderbare Familie, die mich an solchen Wochenenden auf die Menschheit loslässt, an Carsten B., der mit Tom Samuels den wohl wichtigsten Mann in Sachen Tickets für unseren SC gewinnen konnte und natürlich an unsere Community, die mittlerweile genau so bunt ist wie 24 Stunden in den Midlands!

Kleiner Nachtrag zum Wochenende. Der geneigte Leser hat Carstens Bericht bereits in der Instastory lesen können. Das Fehlen des Beitrags hier geht auf die Redaktion.
„Tsamina mina, eh, eh,
Waka waka, eh, eh,
£60 million down the drain,
Kai Havertz scores again …“
Unser Spiel bei den Bees in Brentford war für mich in dieser Saison das Auswärtsdebut mit Arsenal in der Premier League. Da ich es kaum noch schaffe, ein zweites Ticket für einen fellow Gooner zu beschaffen (unser Erfolg seit der letzten Saison killt uns – ticketwise) fahre ich immer seltener auswärts.
Diesmal hatte ich es geschafft, für mich und unsere London based Goonerette „Marli Cazorla“ ein Ticket zu ergattern. Schließlich sind wir beide Season Ticket holder.
Der Samstag war ein sonniger aber kalter Tag. Nach einem guten Lunch im „White Lion“ in Strout Green fuhren wir mit der District line rüber nach West London bis Gunnersbury und brauchten dann noch 15 Minuten zu Fuß zum Community Stadium.
Nach Kick-Off entwickelte sich ein intensives Spiel, allerdings mit wenig Torraumaktionen. Die Bees waren, wie immer von ihrem dänischen Trainer Thomas Frank, in der Arbeit gegen den Ball gut eingestellt, sehr präsent und eklig und schließen nur wenig zu. Offensiv hätten sie fast von Aarons schlimmem Missgeschick profitiert, als er beim Abstoß den Ball verlor und Declan Rice auf der Linie retten musste. Glück gehabt. Ansonsten hatten wir defensiv fast alles im Griff, kamen offensiv allerdings auch nur zu einigen Halbchancen. Kurz vor der Halbzeit sah es dennoch nach unserem Durchbruch aus, aber der Ref. annullierte das Kopfballtor von Trossard, zu Recht, wegen Abseits.
Die Heimfans trugen nicht sehr viel zur Stadionatmosphäre bei, sie waren bei den wenigen gelungenen Angriffsbemühungen der Bees kurz zu hören, freuten sich aber immer lautstark über unsere vergeblichen Bemühungen. Unser Auswärtsmob war wie immer, loud & proud, allerdings versetzte Arsenals Angriffsspiel auch uns nicht gerade in Exstase.
In der zweiten Hälfte wurde es gefühlt eher schlechter. Spielerisch kamen wir einfach nicht durch und hatten nur zwei Distanzschüsse von Saliba und Rice, die knapp vorbei gingen. Und hatten nochmals Glück, als nach einer Flanke Zini den Kopfball der Bees gerade noch von der Linie kratzen konnte. Auch hier sah Aaron nicht sehr gut aus. Er hatte wirklich ein schwieriges Spiel und man merkte ihm auch bei anderen Gelegenheiten die fehlende Spielpraxis an.
So um die 80. Minute richteten sich die meisten Fans auf ein goalless draw ein. Aber es geschah das, was wir seit der letzten Saison immer wieder von unserer Mannschaft erleben: den unbedingten Willen zum Sieg und den solange, bis der Ref. dreimal gepfiffen hat. Und unser Moment sollte kommen: In der 89. Minute schlägt Saka aus dem rechten Halbfeld eine Flanke auf den langen Pfosten, tief in die six-yard-box, Harvertz läuft wunderbar ein und kann das Leder per Kopf durch die Hosenträger des Torwarts versenken. Der Abend gerettet. Kais Treffer – sein erstes Tor für Arsenal aus dem Feld heraus. Seine Mitspieler und Mikel feierten dies mit ihm natürlich entsprechend. Kai schien auch eine schwere Last von den Schultern gefallen zu sein. Nach all dem Genöhle der „Experten“ und Ungeduldigen, die ihn schon (völlig zu Unrecht) als „60 Millions“-Fehleinkauf abstempeln wollten. Hoffentlich jetzt sein offensiver Durchbruch. Defensiv war er ja vorher schon auf hohem Niveau. Haben nur nicht alle mitbekommen.
Und natürlich unsere Celebrations im Away End: Gefühlt 10 Minuten Stakkato „Waka, Waka“. Hört mal in die Videos rein, die Marli und ich in die pic drop Gruppe (Anm. d. Redaktion: Eine Whatsapp-Gruppe, wo unsere Mitglieder die Eindrücke vor Ort teilen.) geschickt haben! So wurde aus einem kalten, wenig spektakulären Abend in der Fremde doch noch ein absolut geiler Abend. Ich liebe einfach die Fähigkeit unserer Mannschaft, solche Spiele mit Glück und Willen hinten raus noch mit einem späten Tor zu biegen. Und ich kam bis Sonntagabend nicht mehr aus der „Waka, Waka“ – Dauerschleife raus.
Mittwoch steht unser Gruppenspiel zu Hause gegen Lens an. Mit einem Sieg hätten wir die Gruppe gewonnen. Und dann könnten 24 German Gooners, die alle Tickets bekommen haben, nach Eindhoven fahren und entspannt gemeinsam eine geile Auswärtsfahrt erleben. Hoffentlich läuft es so. Ich werde leider nicht dabei sein. Dafür werde ich vorher am 5. Dezember an der Kenilworth Road von Luton Town einer der 1.151 Gooner sein, die das Privileg haben, für dieses Spiel ein Ticket zu bekommen.
Up the Gunners!
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