Arsenal Premium Family
Wenn auf dem Platz nix los ist, dann wenigstens drumherum: letzten Freitag war das Hauptaugenmerk klar bei den Protesten vorm Stadion – logisch bei dem irrwitzigen Theater die Woche über. Die Wut über den ESL-Schwachsinn eint die Fans in ihrem Protest gegen die (fast) stets abwesenden amerikanischen Besitzer (KSE – Kroenke Sports & Entertainment) und dem innigen Wunsch, sie mögen sich doch bitte verp*ssen. Nun, dafür müssten sie ja den Laden verkaufen wollen. Tun sie aber nicht, hat Josh Kroenke am Donnerstag direkt gesagt, im Gegenteil, es würde investiert werden.
Nicht, dass sie das die letzten Jahre nicht auch schon gemacht hätten (seit sie 100% der Anteile haben, hauen sie ganz gut raus), nur gehen unsere Investments bislang nicht so auf (700 Trilliarden für Pepe z.B.). Auch vorher waren sie eigentlich gute „Owner“, denn sie haben kein Geld rausgezogen und die handelnden Personen vor Ort machen lassen und haben nicht reingequatscht. Gibt da ja Negativbeispiele genug. Nur zeigt das natürlich auch ziemliches Desinteresse und absolute Ahnungslosigkeit, wie sich letzte Woche wieder gezeigt hat. Warum war denn der tödlich verunglückte Leicester-Besitzer so enorm beliebt? doch nicht (nur), weil er da Geld reingepumpt hat – nein, er war ständig da. Und hat sich gekümmert. Und die Leute mitgenommen dabei (das geht zugegebenermaßen im beschaulichen Leicester besser als in London, aber trotzdem ..). Gerade so etwas vermissen sehr viele … wobei nicht zu übersehen ist, dass durchaus viele, v.a. „Internet-Fans“, schlicht erwarten, dass da irgendein reicher Sack kommt, bei dem völlig egal ist, wo er sein Geld her hat oder was er macht, Hauptsache er haut direkt die Milliarden raus, fragt nicht, was Haaland kostet, sondern ihn holt. Ist doch ganz einfach. Man muss es schließlich nur wollen …
Also, jetzt wird so ein bisschen alles Schlechte bei Arsenal auf KSE projiziert und wenn man nur doll genug protestiert, dann werden die schnell die Lust verlieren und verkaufen. Nun, vor ein paar Jahren haben sie einen kompletten NFL-Verein (Rams) von einer Stadt in die andere verlegt. USA halt … da waren nicht nur 1000 Leute vorm Stadion, da hatten sie ganz St. Louis gegen sich – hat sie nicht im geringsten gestört. Sie bauen nen Stadion in L.A. und da muss ja schließlich auch einer spielen. Ist doch logisch. Das sind Milliardäre und v.a. Amis – da können wir uns so schnell nicht reindenken. Zudem sind sie scheinbar an langfristigen Projekten interessiert, schnelles Geld lockt sie eher nicht: Papa Stan ist locker 9 Mrd. schwer und wenn die mal weg sind, kein Problem, seine Frau ist Wal-Mart Erbin. Da ist auch für Sohnemann Josh was über, der ja der Verantwortliche für Arsenal ist.
Für Arsenal haben sie im Laufe der Jahre insgesamt so um die 1,2 Mrd. (€) auf den Tisch gelegt, wobei die Anteile immer teurer wurden. Forbes bewertet den Club gerade mit gut 2 Mrd., aber der Preis liegt natürlich im Auge des Betrachters. Anzunehmen, dass eine mögliche Kaufsumme deutlich höher liegen muss, was KSE einen massiven Profit bescheren würde, aber darum scheint es ihnen zumindest offensichtlich nicht zu gehen.
Okay, letzte Woche hat man sich noch gefragt, wo denn jemand herkommen soll, der solche fetten Summen bereit ist zu zahlen. Und was würde der dann von und mit dem Club wollen? und die Antwort auf die erste Frage ist: Schweden. Und der berühmteste Schwede momentan ist wohl Daniel Ek, zumindest für Arsenal-Fans. Einer dieser vermeintlich schrägen IT-Nerds, der schon als Schüler fette Geschäfte gemacht hat, mehrere Firmen gründet, sie gewinnbringend verkauft und sich mit Anfang 20 zur Ruhe setzt. Das war aber langweilig, hat er also Spotify mitgegründet. Vor 15 Jahren. Die haben sich amtlich im Streamingmarkt durchgesetzt, sind absoluter Marktführer mit mittlerweile gut 150 Mio. Abonnenten, arbeiten entsprechend profitabel und haben einen aktuellen Wert von gut 60 Mrd. – Ek hält einen Anteil von 10% davon, hat also auch daher Geld. Das passt schon mal – ABER, man glaubt es nicht, er ist auch noch Gooner (von klein an wegen Anders Limpar) und guckt sich zudem jedes Spiel an (das war voll die Nachricht für Sky ..). Abgefahren ..
Und als wär das nicht schon ansprechend genug, kam am Montag die Nachricht, dass sein Team definitiv binnen der nächsten 14 Tage mit einem richtigen Angebot antritt und zudem Thierry Henry, Dennis Bergkamp und Patrick Vieira zum Team gehören und die Übernahme unterstützen würden. What´s not to like? okay, man kann sich natürlich fragen, wie das für PV oder TH im Moment hilfreich ist bei der Jobsuche (Dennis ist da ja gechillter), aber es klingt selbstredend ziemlich perfekt erstmal. Geld ist laut durchgesteckten Infos auch vorhanden, auch für Kaufpreise deutlich jenseits von 2 Mrd. (kennt jeder Kleinsparer: die ersten 2 Mrd. sind am schwersten, danach wird es entspannter). Ist das schon ein wenig Vertragspoker?
Jetzt hat KSE relativ zügig in einem Statement (und einem Video-Call mit allen Angestellten) klargestellt, dass sie committed sind, nicht verkaufen wollen und mit dem Club Titel gewinnen wollen. Ist das direkt das Ende der Geschichte? ganz sicher nicht – die Proteste gehen auf jeden Fall weiter und ob und was Team Ek will, werden wir sicher auch zeitnah erfahren …
Neben dem Platz ist es also spannend wie selten – sportlich geht´s Donnerstag weiter. Nicht ganz so unwichtig, das Spiel. Vielleicht läuft es ja mal anders als viele Spiele zuletzt: „Erst hatten sie kein Pech und dann kam auch noch Glück hinzu“ – so kann´s doch auch mal laufen …
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