We Move 5/5 (16)

Nach zehn Spieltagen kann man gemeinhin schon mal einen kurzen Blick auf die Gesamtlage werfen: war es selbstredend Schwachsinn, Arsenal nach drei Spielen in den Abgrund zu schreiben, war es ebenso durchgeknallt, am Nordlondoner Stadtrand schon die Meisterschaft auszurufen. Im August war Nuno noch der Trainer des Monats in der Liga, jetzt gibt es nur noch einen Nuno (nämlich Tavares) in London …

Arsenal groovt sich so langsam ein, ist seitdem ungeschlagen, in der Tabelle geklettert und oben mit dran. Hat vor acht Wochen nicht jeder so erwartet und ist ganz sicher ein Verdienst von Team und Trainer. Arteta hat seitdem fast das ganze Team endlich zusammen und ´seine´ Neuen (die er ja allesamt explizit haben wollte) starten richtig durch. Nice to see. Der Sieg in Leicester war erneut überzeugend (Ronaldo z.B. kann da nur von träumen ..) und es zeichnet sich immer mehr ab, dass sich da eine absolute Einheit bildet. „Trust the Process?“ – klar doch. Natürlich kann das auch schnell wieder nach hinten losgehen, aber nach zehn Spielen ist ein Zwischenfazit angebracht und der Weg bzw. die Entwicklung ist ja wohl mehr als positiv. Jetzt noch ein Sieg gegen „Only Watford“ vorm nächsten Break …

Weiter nördlich brauchten die Hühner plötzlich wieder einen neuen Hahn – schon im Sommer konnte Nuno als gefühlt achte Wahl nur mit fetten Gehalt überzeugt werden, geht er jetzt mit extrem goldenen Handschlag ins Sabbatical. Und für Antonio Conte, der im Sommer noch keinen Bock auf den Job hatte, waren die Zahlen jetzt offenbar hoch genug, dass er sich das 1,5 Jahre lang antun will. Und der hochverschuldete Club wird in der Zwischenzeit massiv Geld verbrennen, dass er gar nicht hat. Muss man Angst vor dem „Manager Bounce“ haben? Vielleicht, aber es gibt den Fachbegriff „Sp*rsy“ ja nicht von ungefähr und warum das so ist, hat nicht zuletzt der Club gestern mal wieder selbst unter Beweis gestellt: so hat er seinen neuen, italienischen Coach auf Social Media standesgemäß begrüßt – auf spanisch …

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: in den nächsten 18 Monaten geben die Spuds locker 40 Mios. (Pfund) für Trainer aus: min. 20 Mio für Conte, Nuno um die 14 Mio Gehalt + Abfindung und der Kollege Mourinho ist nächstes Jahr auch noch mit 4 Mio dabei …

Und kann der was? sicher, Conte hat auch schon Titel gewonnen, aber sowohl bei Juve als auch bei Chelsea und Inter ist er früher raus, weil er sich immer mit der Führung überworfen hat, in der Regel weil die nicht so viel Geld rausballern wollten wie er. Dabei beliefen sich die Ausgaben bei den drei Clubs in seinen sieben Jahren schon auf etwa 950 Millionen. Da ist er bei Daniel Levy ja genau richtig …

Sollten wir jetzt Angst haben? nun, erstens haben wir die ja letztens schon genüsslich abserviert im NLD und zweitens ist Arsenal´s Bilanz gegen Conte höchstens angsteinflössend für ihn: 8 Spiele in zwei Jahren (2 x LeagueCup-Halbfinale, 1 x FA-Cup Endspiel, 1 x Supercup, 4 x Liga) endeten mit 4 Siegen, 3 draws und einer einzigen Niederlage für Arsenal. Gegen Conte ist Arsenal in der Bilanz mit Chelsea wieder auf Kurs gekommen. Man denke nur an das „Mertesacker Final“, wo sein Team keine Chance hatte gegen uns.

Passend war natürlich auch, dass die Verkündung an einem ganz besonderen Jubiläumstag erfolgte: gestern waren es genau 5.000 Tage, seitdem der THFC (Thierry Henry Fan Club) seinen letzten Titel geholt hat. Bukayo Saka war da z.B. gerade 6 Jahre alt, Michael Jackson hat noch gelebt, George Bush war Präsident usw. – lange her. Und es war ja auch nur der Ligapokal – der Gewinn des FA-Cup ist 11.128 Tage her, die letzte Meisterschaft gleich mal 22.116 Tage

Aber, das kennen wir auch, „It´s the hope that kills you“ und deren Fans sind schon fast wieder am hyperventilieren. Und es ist ja auch spannend, wie über die Spuds immer super positiv berichtet wird, während es bei uns genau umgekehrt ist. Das färbt natürlich auch auf die Fans ab. Bei denen ist das mit Conte ein „Master stroke“, bei uns wäre es ein „Desperate move“, Torschlusspanik etc. Aber klar, Tottnum gibt dem Affen natürlich auch immer reichlich Zucker, d.h. die funktionieren auch so, wie sich das „Journalisten“ wünschen. Da werden gefälligst mal Trainer geschasst, da werden Spieler geholt, die sich auch die Journos ausgeguckt haben, Arsenal macht nichts dergleichen und wenn die mal viele Spieler holen, kommen sie mit Leuten um die Ecke, die niemand auf dem Zettel hatte. Die ´funktionieren´ einfach nicht und abgesehen davon haben alle gemerkt, dass negative Presse über Arsenal ordentlich Auflage/Clicks bringt. Ist leider so.

Ist das jetzt ambitioniert, was die Hühner machen? klar, kann man so sehen, finanziell ist es das auf jeden Fall. Aber sie fordern direkt Geduld ein: “We have a project but you have to be patient” (Fabio Paratici, der Sportdirektor). Auf der anderen Seite kann man aber auch das Projekt, das Arsenal auf den Weg gebracht hat, megaambitioniert nennen. Nachdem sie die faulen Äpfel Gazidis und v.a. Raul entsorgt haben, sind die Kroenkes und das Board endlich mal einem Plan gefolgt (Jahre zu spät natürlich ..) und haben sich zielgerichtet aufgestellt: neuer Geschäftsführer = ein Rookie, neuer Sportdirektor = ein Rookie, neuer Leiter der Akademie = auch ein Rookie (Merte). Dazu dann, nachdem Raul den alten Coach noch zielgerichtet an die Wand hat fahren lassen, konsequenterweise als neuen Coach auch den Rookie, den man eigentlich schon statt Emery haben wollte. Ergebnis: auf dem Platz das jüngste Team der Liga (hier aber nicht alles Rookies ..). Allesamt nicht aus Kostengründen, sondern weil man von den jeweiligen Personen absolut überzeugt war/ist. Das ist alles in allem natürlich mehr als riskant, aber eben auch hochambitioniert. Soll mal einer sagen, die Kroenkes hätten keine Eier – und wer meint, die machen das aus Ahnungslosigkeit, kann sich ja mal angucken, wie die die Denver Nuggets und v.a. die L.A. Rams (und da meine ich nicht den Umzug) umgekrempelt haben. Vielleicht bilden sie ja demnächst ein Powerteam mit Daniel Ek. Auf jeden Fall liegt ein Plan vor, der von allen im Club entsprechend verfolgt und umgesetzt wird. Und diese Umsetzung sieht man auch langsam auf dem Platz – long may it continue …

Und dann war da noch Wembley – ein Ort, den kein Verein besser kennt als Arsenal. Die Arsenal Women haben das Halbfinale gegen Brighton entspannt mit 3-0 gewonnen und stehen im Finale des FA-Cup. Das ist schon am 5. Dezember und es geht gegen Chelsea. Die Herren kommen da auch noch hin, dauert nur etwas länger. Erstmal geht´s im League Cup gegen Sunderland. Danach wäre dann schon Halbfinale …

We Move!

Btw: Happy Birthday, Ian Wright, Wright, Wright!

 

 

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