Forest, Fulham, Fridays, F*cking beloved Arsenal (by PVG) 5/5 (10)

The Beginning

Forest sollte es werden. Nottingham Forest. Away. Ein alter Traditionsverein, die sogar mehrfach den Cup der Landesmeister gewonnen hatten und die ich in den 80ern als Steppke zusammen mit meinem Vater im Stadion der Freundschaft in Frankfurt (Oder) live gesehen hatte. Ergebnis – keine Ahnung. Es war EC, es war Flutlicht, es war ne englische Mannschaft und ich war dabei. Ich war Feuer und Flamme, als die Wahl der jährlichen Alte-Säcke-Tour auf Nottingham fiel. Selbst meine Frau, die just am Spieltag Geburtstag haben würde, hatte es abgesegnet.

Ja, geil. Aber nein.

Wir wurden, wie so viele, vom Erfolg unserer Mighty Gunners überholt. Nottingham Forest away würde der vorletzte Spieltag sein. Die Fans rennen dem Verein die Bude ein. Und wir spielen eine unglaubliche Saison. Von Beginn an und noch immer. WE ARE TOP OF THE LEAGUE … Na Ihr wisst schon. Wahrscheinlich könnte Arsenal jedes Heimspiel viermal und jedes Auswärtskontingent zehnfach ausverkaufen.

Mit der Zeit mussten wir jedenfalls der bitteren Wahrheit ins Gesicht sehen – wir würden niemals die notwendigen Tickets besorgen können … Am letzten Spieltag gibt es für mich wichtige, nicht verschiebbare Familientermine, Meisterschaft und/oder Parade in N5 würden mithin auch ausfallen. Ich hatte den Heimsieg gegen Utd live erleben und mir mit meinem Sohn in den Armen liegen dürfen, da ging kaum mehr, aber noch Weiteres.

Also musste eine Alternative her. Quasi ein fußballerisches Methadon.

Umso dankbarer nahm ich die Idee unseres soweit ich weiß einzigen 92ers im SC = Charming Sten auf, es doch mal mit Fulham zu versuchen. Schöner alter Fußballkasten (den ich ohnehin mal besuchen wollte), feine Atmosphäre, London. Und Charming Sten hatte bereits Kontakt zu Stefan, der sich neben Arsenal auch in Fulham verliebt hatte (über die Reihenfolge wird gestritten), dort ebenfalls Mitglied war und uns behilflich sein konnte. Und behilflich war! Auch an dieser Stelle dafür noch einmal Danke.

Also hieß es POETS Day (Grüße gehen raus nach BO) und am Freitag rechtzeitig aus dem Büro hin zum BER.

The Anreise

… verlief eigentlich ohne besondere Vorkommnisse. Die Crew skandierte „Is this a miracle, is this a miracle?“, als wir beide uns aus unseren nebeneinanderliegenden Ryanair-Sitzen herausquetschten, aber sie meinten wohl unser charmantes Lächeln. Dann schnell in ´s Hotel und 1 ½ Stunden im Viertel rumgeirrt, weil wir leider schon Sperrstunde hatten und sich die Nahrungssuche so etwas aufwändiger gestaltete.

The Vorspiel

Es war eine kleine, aber feine Tradition geworden, sich rund um einen Arsenal-Besuch möglichst auch ein anderes Spiel, bevorzugt aus den unteren Ligen zu suchen und einen Besuch abzustatten. Und wenn man mit nem 92er unterwegs ist, minimiert man auch noch das Risiko, in die Sch***** zu greifen und bekommt eine Menge Anekdoten zu obendrauf. Kurz – die Wahl war auf Portsmouth gefallen, kein ganz kleiner Verein unten von der Küste, Stolz der Stadt, Meister 1949 und 1950, zuletzt 2008 noch Pokalsieger, den es nach der Insolvenz 2010 inzwischen in das Mittelfeld der League One verschlagen hatte. Zu Gast würden Sheffield Wednesday sein, auch einer der klangvolleren Namen der Liga und zudem Tabellenführer. Uns also durchaus angemessen.

Los ging es von Victoria, wo noch schnell ein Wetherspoon-Frühstück eingenommen werden sollte. Leider führte die Gelassenheit an Bar und Küche dazu, dass wir am Ende noch 4 Minuten hatten, alles an fester und flüssiger Nahrung runterzuschütten, was seinen Weg an den Tisch gefunden hatte. See it. Say it. Sorted.

Zug trotzdem knapp geschafft, erreichten wir unkompliziert Fratton, unser Ziel des Tages. Also nach einem kleinen Umweg über Barnham (?), weil wir die Schaffnerin nicht richtig verstanden hatten und in Crawley nur der Teil des Zuges Richtung Fratton weiterfuhr, in dem wir leider nicht saßen. Belohnt wurden wir mit einer äußerst sympathischen Dame, die in eben jenem Barnham einen äußerst sympathischen Bahnhofskiosk führt, der zugleich als Book Shop dient. Und zudem äußerst schlechte BLTs verkauft. Falls mal jemand vorbeifährt, bestellt trotzdem liebe Grüße.

Zurück bzw. weiter nach Portsmouth, Pompey, Fratton Park. Am gleichnamigen Bahnhof angekommen reihten wir uns einfach in den blau-weissen Strom ein. Vorbei an Pompey-Graffiti, Blue-Color-Pub und Social Club. Die Stadt lebt ihren Verein. Die Fans hatten ihn gerettet, ein Supporters Trust ihn 2013 übernommen, wovon eine lange Namensliste auf der Rückseite der Haupttribüne zeugt. Gleichwohl sind es längst nicht mehr die Premier League und Europacup, sondern eben die League One. Und so war das Spiel – körperlich und ehrlich. Wie es die Zuschauer forderten. Versuchte es mal einer mit etwas Kurzpassspiel, wurde er von der Tribüne doch dringend „gebeten“, den f***ing ball into the f***ing middle oder die Box zu schlagen.

Überhaupt die Tribünen – ein schönes englisches Fußballstadion, knapp über 20.000 Plätze, der Gästestand wird gerade neu gebaut (inkl. Safe Standing), alle sind nah am Geschehen und gehen mit. Wir waren nah am Gästebereich und erfreuten uns an den üblichen Pöbeleien, die der englische Fußball so bietet. Generations- und geschlechterübergreifend wurde zwischen Heim- und Auswärtsbereich hin- und hergepöbelt, die üblichen Worte und Gesten sind bekannt.

Ich finde immer wieder beeindruckend, wir unterschiedlich sich diese sonst so zuvorkommenden, zurückhaltenden und höflichen Menschen innerhalb und außerhalb eines Stadions benehmen. Und wie dieses Gepöbel mit dem Halbzeitpfiff auch meist Pause macht. Irgendwo muss da n Knopf sein, den man drücken kann.

Am Ende gewannen Wednesday vor nahezu ausverkauftem Haus mit 1:0, was auf dem Papier knapper aussieht als es tatsächlich war, und verteidigten Ihren Vorsprung an der Spitze.

Für uns ging es zurück nach London, wo wir uns mit Carsten und Stefan in deren Stamm-Pub auf ein paar Bier, Fisch und Pommes trafen.

The Arsenal

Und Sonntag. Fulham. THE ARSENAL.

Was soll man sagen, Ihr habt es sicher zum Großteil gesehen. Fulham spielte zunächst einigermaßen mit, ab unserem Abseitstor haben wir sie bis zur Halbzeit aber einfach an die Wand genagelt. Und Trossard hat uns getragen. Dem ist in dem Spiel einfach alles gelungen. Partey und Xhaka regieren das Mittelfeld, Martinelli ist einfach überall auf dem Platz. Defensiv arbeiten einfach alle mit. Und die ganze Zeit kommunizieren alle untereinander, mit den Wechselspielern und der Bank. Das scheint einfach zu passen.

In der zweiten Halbzeit wurde etwas runtergeschaltet, dank des 3-0 unmittelbar vor der Halbzeit brachten aber auch der relativ späte Lattentreffer und kleinere Unsicherheiten von Gabriel und Ramsdale keine wirkliche Gefahr mehr mit sich. Arsenal spielten es runter, der Gästeblock feierte ausgelassen und lautstark (F*** THE VAR, F*** THE VAR, F*** THE VAR) und schließlich konnten wir sogar Jesus zurück begrüßen. Das ganze Team wirkte selbstbewusst und selbstsicher und alle pushten sich gegenseitig. 11 Spiele noch …

Die Stimmung auf Fulhams Heimtribünen, na ja. Ist eben alles entspannt. Im positiven wie negativen Sinn. Es gibt allenfalls mal verschämt ein böses Wort, so richtige Leidenschaft scheint aber auch nicht aufzukommen. Wohl nicht umsonst konnte man beim Gewinnspiel vor dem Stadion zwei Tickets für ein Pferderennen gewinnen. Vielleicht lag es aber auch am Spielverlauf.

Schade eigentlich, dass Craven Cottage ist wirklich schön, eine Symbiose aus alt und neu (Wenn ich es richtig erinnere, ist es einerseits eines der ältesten Stadien Londons und wird andererseits gerade renoviert.), gelegen in einem Park und direkt an der Themse. Alles ist sauber, es gibt ausreichend Klos, das Essen ist gut, das Bier frisch, lange Schlangen ein Fremdwort. Und die namensgebende Jagdhütte in der Ecke ist einfach Kult.

Vielleicht bedarf es aber auch einfach nur eines zweiten Blicks, ich jedenfalls komme gern wieder.

PVG

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