Mein Erstes Mal (mit Arsenal) ||Berlin_Gooner
Nachdem wir letzte Woche mit dem Jenenser in Erinnerungen zwischen Fuwo, Michael Thomas und Highbury geschwelgt haben, erzählt uns diese Woche unser Kassenwart Carsten die Geschichte, wie er sein Herz an den AFC verloren hat. Von den Rothosen folgte eine langjährige Fussballabstinenz bevor er hemmungslos dem AFC verfallen sollte. Man kann Carsten übrigens so ziemlich jeden zweiten Spieltag im Emirates oder bei Away-Spielen antreffen. Sein Plan in diesem Jahr beinhaltet noch Stoke (H), Liverpool (A), QPR (H) und West Ham (A).
Geschrieben von Carsten Bielfeldt (berlin_gooner)
Why Arsenal?
Arsenal ist für mich definitiv eine späte Liebe. Aufwachsend im Hamburger Randgebiet in Südholstein gab es für uns „Jungspunde“ in den frühen 70er Jahren, lange bevor es in der linken Szene hipp wurde St. Pauli zu unterstützen (St. Pauli „Old Schooler“ natürlich ausgenommen), nur den schwarz-weiß-blauen Traditionsverein mit der Raute und seinem aus heutiger Sicht unwirtlichen Volksparkstadion.
Diese erste Liebe endete ca. 1978, als der Stadionfußball zunehmend von Hooligangruppen und ihrer Freude an Gewalt gegenüber rivalisierenden Fangruppen geprägt wurde. Andere Dinge wurden wichtig, kurzum: es folgte eine stadionfußballlose Zeit, die erst 2000 endete, als ich mit einem dänischen Freund, der schon seit den 80er Jahren Fan von QPR war, regelmäßig nach England fuhr, um deren Spiele zu sehen. Damit war die Begeisterung für den englischen Fußball geweckt, vor allem für den spontanen Support in den Stadien ohne die bei uns vorherrschende oft stereotype Ultra-dominierte Stadionkultur. Allein: der Funke sprang, QPR betreffend, nie über.
2005 las ich dann erstmals „Fever Pitch“ von Nick Hornby und dachte, was muss das für ein geiler Club sein, der Fans hat, die so über Fußball schreiben können? In der Saison 2005/2006 verfolgte ich dann Arsenals Saison in der Champions League erstmals intensiv. Das verlorene Finale in Paris ließ ein starkes emotionales Band zum AFC entstehen. Warum? Starke Gefühle im Fußball entstehen doch oft durch große Siege oder große Niederlagen. So war das jedenfalls bei mir. Dies war eine große Niederlage, was keiner näheren Erklärung bedarf. Und zum Erfolgsfan habe ich noch nie getaugt (siehe meine erste Liebe: die große Zeit des Vereins mit der Raute fand ab 1979 ohne mich statt).
Es dauerte noch bis zur Saison 2008/2009, bis ich ein Spiel des AFC im Stadion verfolgen konnte. Im Sommer 2008 hatte ich mich für die neue Saison mit einer Red Membership Card ausgestattet und zugleich den festen Vorsatz gefasst, in diesem Jahr zumindest zu einem Spiel des AFC zu fahren. Bis zum Spätherbst fand sich keine Gelegenheit. Die letzte Chance würde unser Ligaspiel am 13. Dezember in Middlesbrough sein. Sollte ich mir das antun? Ich tat es, buchte einen Flug nach East Midlands, machte mit dem Mietwagen einen Zwischenstopp in einem B&B in Thirsk (North Yorkshire), um am folgenden Samstag im Riverside Stadium einen midday kick off um 12:45 h zu erreichen. Die Witterungsbedingungen am Spieltag: 5 Grad Celsius und Eisregen. Das Spiel und der Support waren unter diesen Umständen ganz ordentlich, obwohl ein übermotivierter weiblicher Steward uns permanent nötigte, sich auf die nassen Sitzschalen zu setzen, was wir, so gut es ging, ignorierten. Adebayor brachte uns früh in Führung, doch der Ausgleich fiel ebenso schnell. Dabei blieb es. Spektakulär geht anders.
Und dennoch: die Leidenschaft war da und wurde in der Folgezeit noch stärker. Warum? Darum! 2012 kam dann für mich mit unserem Supporters Club Arsenal Germany ein Netzwerk mit Gleichgesinnten hinzu, seit der Saison 2013/2014 die ersten stabilen Kontakte zur englischen Fanszene des AFC. Da sind inzwischen sogar Freundschaften entstanden. Trotz mancher Erscheinungsformen des „modernen“ Fußballs, die auch an Arsenal nicht vorbei gegangen sind: einfach ein großartiger Traditionsclub. Ich bedauere nur, nicht schon früher Teil davon geworden zu sein.
Das Champions-League-Finale hat wohl so einige zu Goonern gemacht.
„Starke Gefühle im Fußball entstehen doch oft durch große Siege oder große Niederlagen“
War bei mir genauso. Und was hat Henry an dem Abend für Chancen vergeben? Der war stehend K.O.
Und was waere gewesen, wenn Lehmann da nicht so zeitig…
… wenn er nicht schon so zeitig, was?
Mad Jens halt. Dann hätten wir jetzt mehr CL-Titel als Chel$ki. Aber was nicht ist, kommt halt noch.
http://www.youtube.com/watch?v=ZqmyHEzhRPg … Test, Test, test …
BUUUUHHHH!
… jetzt fehlt der Daumen! 😉
Buuuuhhh! 🙂
… „Und dennoch: die Leidenschaft war da und wurde in der Folgezeit noch stärker. Warum? Darum!“ … wunderbare Frage! … wunderbare Antwort! … genau weil man es nicht erklären kann!!! … „I think we Arsenal fans know, deep down, that the football at Highbury has not often been pretty, and that therefore our reputation as the most boring team in the entire history of the universe ist not as mystifying as we pretend.“ (Nick) … & bei „5 Grad Celsius und Eisregen“ & „…früh in Führung, doch der Ausgleich fiel ebenso schnell. Dabei blieb es. Spektakulär geht anders.“ … in dem Moment hattest Du doch eh schon verloren, oder!? … schön geschrieben, Carsten!
Schöner Text, Carsten. Spät angefangen, aber Du holst ja jetzt umso hemmungsloser auf. 😉
Klasse Beitrag, Carsten! Ich muss bei der Frage nach dem „Warum“ immer an das untenstehende Zitat denken – das beschreibt dein „Warum? Darum!“ ebenfalls recht treffend. 🙂
“I fell in love with football[Arsenal] as I was later to fall in love with women: suddenly, inexplicably, uncritically, giving no thought to the pain or disruption it would bring with it“ Nick Hornby
Klasse Beitrag 🙂 Ich glaube warum und wie genau diese Liebe entstand, kann keiner so wirklich niederschreiben.
Hauptsache sie ist da 😉
Schön wie alle mit Fever-Pitch-Zitaten um sich schmeißen, ich fühle mich richtig zu Hause! Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich nicht der einizge bin, der sich aufgrund des „Besten Fußballbuches, das jemals geschrieben wurde(, und das ist noch maßlos untertrieben)“ (FAZ) in den AFC verliebt hat!